Hamilton zieht an Vettel vorbei
Der Brite übernimmt mit seinem Sieg in Monza die Führung in der Fahrerwertung. Die italienischen Fans allerdings pfeifen ihn aus und feiern seinen deutschen Konkurrenten
Auf dem Siegerpodium im roten Rauch der bengalischen Feuer durfte sich Sebastian Vettel dann doch noch ein bisschen als Gewinner fühlen. Für Lewis Hamilton hatten die Tifosi nach dem Großen Preis von Italien nur gellende Pfiffe übrig. Ausgerechnet im Ferrari-Mekka Monza entriss der britische Mercedes-Star dem Deutschen mit seinem überlegenen Sieg zum ersten Mal in diesem Jahr die WM-Führung in der Formel 1. Vettel kam zum 70. Geburtstag von Ferrari beim Großen Preis von Italien am Sonntag nicht über den dritten Platz hinaus, versicherte aber noch auf dem Podest mit Blick auf die WM in fließendem Italienisch: „Wir werden es schaffen.“ Michael Schumacher gehaltene Bestmarke. Schon bei seinen Monza-Siegen 2012, 2014 und 2015 hatte Hamilton von Startplatz eins gewonnen.
Vettel versuchte alles und reihte sich nach acht von 53 Runden auf dem Highspeed-Kurs hinter Hamilton und Bottas ein. Der Finne war mit der Mercedes-Power binnen kürzester Zeit von Startrang vier an Esteban Ocon im Force India und dem 18-jährigen Lance Stroll im Williams vorbeigerast. Ein packendes Duell mit Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari hatte Bottas mit einem spektakulären Manöver auf der Außenbahn noch in Runde eins für sich entschieden.
Vettel kam zwar ohne größere Probleme an Teamkollege Räikkönen vorbei, Bottas aber verlor er schnell aus den Augen. Immerhin drohte Vettel keine große Gefahr von hinten. Das auf die Startpositionen zwei und drei gefahrene RedBull-Duo Max Verstappen und Daniel Ricciardo hatte wegen Strafversetzungen von den Plätzen 13 und 16 antreten müssen.
Verstappen blieb im Rennen das Pech treu: Ein ungestümes Manöver von Felipe Massa im Williams zerstörte den linken Vorderreifen, ein früher Boxenstopp machte alle Hoffnungen auf einen der vorderen Plätze beim bereits sechsmal in diesem Jahr ausgeschiedenen Verstappen zunichte. Ricciardo versuchte alles, kam letztlich trotz einer furiosen Fahrt auch nicht an Vettel ran.
Hamilton blieb für alle außer Reichweite. Auch für Vettel, der 2008 seinen ersten Grand-Prix-Sieg im Toro Rosso in Monza gefeiert hatte, im Ferrari aber weiter auf den Heimerfolg wartet. Seit 2010 gewann die Scuderia in Monza nicht mehr, dafür gab es von Vettel eine Liebeserklärung: „Danke an alle Tifosi. Ihr seid das beste Publikum der Welt.“