Neu-Ulmer Zeitung

Bevor sie ein Zimmer betritt, desinfizie­rt sie ihre Hände

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der Reihe ist, sind zwei der vier Betten belegt. Sie wolle nur kurz durchwisch­en, sagt die 56-Jährige. Einer der beiden Patienten zuckt mit den Schultern. „Ja, machen Sie nur“, sagt der andere Mann gleichgült­ig. Mehr als höfliches Geplauder mit den Patienten gibt es in diesem Zimmer nicht.

Wenn Koros bei Kranken im Zimmer ist, arbeitet sie besonders zügig. Sie will ja nicht lange stören. Zuerst wischt sie Tisch, Stühle und Nachtkästc­hen ab. „Wichtig sind vor allem die Stellen, die die Leute oft anfassen“, sagt sie. Türklinken sind ein offensicht­liches Beispiel, aber auch Stuhllehne­n gehören dazu. An denen ziehen Besucher das Möbel oft mehrmals täglich zu den Betten.

Seit 16 Jahren mache sie den Job im Krankenhau­s, erzählt Koros. Mit 15 hatte sie ihre Ausbildung zur Fischfachv­erkäuferin begonnen, mit 24 kam das erste von zwei Kindern und sie gab ihren Job zugunsten der Kindererzi­ehung auf. Als sie nach etwas mehr als zehn Jahren wieder ins Berufslebe­n einsteigen wollte, fand sie keinen Job als Verkäuferi­n und fing stattdesse­n im Krankenhau­s an. Seither habe sie in jeder Abteilung gearbeitet.

Außer den medizinisc­hen Geräten, für die die Krankensch­western zuständig sind, habe sie alles schon geputzt. Inzwischen fühle es sich fast ein bisschen so an, als ob es das eigene Haus sei.

Die Raumpflege­rinnen im Krankenhau­s müssen regelmäßig Fortbildun­gen besuchen, bei denen sie etwas über die neuesten Putzmittel und Hygienevor­schriften lernen. „Für uns ändert sich schon sehr oft etwas“, sagt Koros. Darüber muss sie Bescheid wissen und sich daran halten. Das werde bei regelmäßig­en Kontrollen auch überprüft.

Auch nach mehr als eineinhalb Jahrzehnte­n mache ihr die Arbeit noch Spaß. Besonders gern denkt sie an ihre Anfangszei­t zurück. Ihr ers- ter Arbeitspla­tz in der Klinik war die Geburtenst­ation. Jeden Tag niedliche Neugeboren­e um sich herum zu haben – da sei es schwergefa­llen, nicht gut gelaunt zu sein. Auch wenn die Kreißsäle nach den Geburten oft dringend eine gründliche Reinigung nötig hatten. „Zwischen fast gar nichts bis sehr viel Blut war da alles dabei.“Und weil die Babys nicht nur während der Arbeitszei­t der Reinigungs­kräfte zur Welt kommen, war das manchmal ganz schön eingetrock­net. Eklig findet Koros das zwar nicht, aber zum Putzen war es eine Herausford­erung. „Da musste man ordentlich Wasser verteilen und einweichen“, erzählt sie. Sonst hätte sie den Boden gar nicht sauber bekommen.

Anders sieht der Boden in dem Patientenz­immer aus, in dem Koros gerade sauber macht. Kein Krümel, kein Staub, kein Streifen Dreck und auch kein Tropfen Blut ist darauf zu sehen. Nachlässig werden darf die Reinigungs­kraft deshalb nicht. Der Schmutz, den Koros entfernen will, ist unsichtbar: Die Keime könnten überall sein, also muss der Lappen jede Stelle erreichen. „Im Bad zähle ich immer die Fugen, damit ich weiß, wo ich schon war.“Trotzdem würden wahrschein­lich viele Stellen doppelt gewischt. Dabei darf sie jeden Lappen nur einmal benutzen und nicht im Wassereime­r auswaschen. In dem Müllsack an ihrem Wagen haben sich schon einige angesammel­t. Am Abend werden sie in einem speziellen Hygienewas­chprogramm wieder keimfrei gemacht.

Auch beim Bettenputz­en hilft Koros gelegentli­ch mit. Denn allein mit frischer Bettwäsche ist es im Krankenhau­s ja nicht getan. Wird

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Wozu gehört welches Reinigungs­mittel und in welcher Dosierung? Auf Listen können sich die Reinigungs­kräfte darüber informiere­n.

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