Wieder mehr Drogentote in Bayern
Der Freistaat führt die bundesweite Statistik an. Was die Politik jetzt tun will
Immer mehr Menschen sterben nach dem Konsum von Drogen – in Deutschland, in Bayern und auch in unserer Region. Bundesweit wurden im vergangenen Jahr 1333 Drogentote registriert und damit 107 mehr als noch im Vorjahr. Gleichzeitig ist auch die Zahl der Drogendelikte wie Handel und Beschaffungskriminalität um sieben Prozent auf insgesamt 302 592 gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht zur Rauschgiftkriminalität hervor, den die Drogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) und der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, gestern in Berlin vorstellten.
Unrühmlicher Spitzenreiter in der Statistik ist der Freistaat Bayern. 321 Menschen wurden hier Opfer von Heroin, Kokain, Crack und Co. – in keinem anderen Bundesland waren es mehr. Und: Sowohl im Bund als auch in Bayern steigt die Zahl der Todesfälle seit Jahren kontinuierlich an. Allein im Freistaat hat sie sich seit 2011 fast verdoppelt. Gleiches gilt für den Regierungsbezirk Schwaben. Hier meldete die Polizei zuletzt 58 Drogentote – vor fünf Jahren waren es noch 29.
Als „besorgniserregend“bezeichnete die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) die Entwicklung. Der Freistaat investiere jährlich rund sieben Millionen Euro für Suchtprävention und -hilfe, aber „der Kampf gegen Drogen muss weiter verstärkt werden“, erklärte Huml. Wie das genau geschehen soll, werde in ihrem Ministerium derzeit geprüft. SPD und Grüne erklärten die „strikte AntiDrogen-Politik“Bayerns sogleich für „grandios gescheitert“.
Eine einfache Erklärung für den traurigen Trend gebe es nicht, betonten die Drogenbeauftragte Mortler und BKA-Chef Münch und zählten mehrere Ursachen auf. So sei es über diverse Plattformen im Internet mittlerweile immer leichter, an Drogen zu gelangen und sich diese per Post nach Hause schicken zu lassen.
Die Experten sprechen auch von sinkenden Preisen und steigender Stoffqualität. Zudem werde oftmals die Wirkung von synthetischen Drogen unterschätzt, die aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzungen häufig als legal gehandelt werden. 98 Todesfälle waren 2016 auf derartige „Legal Highs“zurückzuführen, fast dreimal so viele wie im Vorjahr. „Diese Zahl zeigt, wie tückisch solche Substanzen sind, die harmlos als Badesalze oder Kräutermischungen daherkommen“, sagte Mortler. Die Drogenbeauftragte macht sich daher für mehr vorbeugende Maßnahmen und ein früheres Eingreifen stark. „Jeder, der erstmalig mit einer verbotenen Substanz aufgegriffen wird“, müsse umgehend Beratung erhalten.
Ein Vorschlag, den Jürgen König von der „Drogenhilfe Schwaben“in Augsburg grundsätzlich nicht schlecht findet. Allerdings seien die Drogenberatungsstellen schon jetzt ausgelastet. Zudem bestehe die Gefahr, „dass mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird“. Wenn schon ein erster Vorfall aktenkundig werde, könne das für die Zukunft eines Jugendlichen schwerwiegende Folgen haben.
Die Vorschusslorbeeren für Emmanuel Macron sind immens: Auf den neuen französischen Präsidenten blicke ganz Europa, betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Er trage „die Hoffnung von Millionen von Franzosen“und „von vielen Menschen in Deutschland“. Der 39-Jährige soll nicht nur dazu beitragen, die EU aus dem BrexitSchock zu führen. Er will auch die wirtschaftliche Lähmung seines Landes überwinden und die tief gespaltene Nation einen.
Macron selbst wirkte am Montag vor allem ermattet. Bei seinem ersten offiziellen Auftritt zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs schloss er neben dem scheidenden Staatschef François Hollande kurz die Augen und bekam sie nur mit Mühe wieder auf. Der jüngste Präsident aller Zeiten will am Sonntag das Amt von Hollande übernehmen, kurz danach muss die neue Regierung stehen. Nach seiner Amtsübernahme will der neue Staatschef als Erstes nach Berlin fliegen, um die Kanzlerin zu treffen.
Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) warnte gegenüber unserer Zeitung vor zu großen Zugeständnissen an Macron. „Wir freuen uns über seinen Wahlerfolg“, betonte er. „Aber es gibt keinen Grund, die deutsche Finanzpolitik zu ändern. Wir sind gegen Eurobonds, die Vergemeinschaftung von Schulden oder eine Transferunion. Seine Schulden muss jedes Land selbst bezahlen.“Die Vorsitzende der CSU-Gruppe im Europaparla- ment, Angelika Niebler, schätzt Macrons Wirtschaftspolitik als liberal ein. „Aber klar ist auch, dass er mit Blick auf die Vergemeinschaftung des Haushaltes und mehr gemeinsame Schuldenübernahme im Euroraum Positionen eingenommen hat, die ich überhaupt nicht teile“, betonte sie gegenüber unserer Zeitung. Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) drängt auf eine Lockerung der strengen Haushaltsvorgaben. Macron müsse mehr finanzieller Spielraum gewährt werden, um ein weiteres Erstarken der Rechtspopulistin Marine Le Pen zu verhindern.
Über den Tag danach in Paris berichtet unsere Korrespondentin in der Wie die Börse auf den Sieg von Macron reagiert, lesen Sie in der Ein Punkt gegen Dortmund, ein Sieg in Hoffenheim? Oder zwei Niederlagen zum Saisonfinale? Wie der FC Augsburg in der Bundesliga bleibt und in welchem Fall er absteigt, lesen Sie im