Die Risiken der Großbaustelle
Die Vorbereitungen für die neue Tiefgarage am Hauptbahnhof sind angelaufen. Nicht nur Bomben im Untergrund könnten dieses und andere Vorhaben gefährden
Das alte Glasdach vor dem Eingang des Bahnhofsgebäudes ist verschwunden. Die gesperrte Fußgängerunterführung liegt teilweise in Trümmern. Bauzäune sind rings um den Platz aneinandergereiht, dazwischen stehen Maschinen und Container. Auf der anderen Seite der Friedrich-Ebert-Straße sind Arbeiter mit schwerem Gerät auf der Fahrbahn beschäftigt. Die Vorbereitungen für den Bau der neuen Tiefgarage mit 540 Parkplätzen unter dem Bahnhofsplatz sind in vollem Gange. Ein gravierender Einschnitt, der vor allem Autofahrer treffen wird, steht kurz bevor. Und die Großbaustelle birgt zum Teil schwer kalkulierbare Risiken, die die Kosten in die Höhe treiben und zu Verzögerungen führen könnten. Darüber informierten Baubürgermeister Tim von Winning und Harald Walter von der Koordinierungsstelle Großprojekte die Stadträte im Bauausschuss. ● Am Sonntag, 19. März, wird die Friedrich-Ebert-Straße auf jeweils eine Fahrspur verringert. Der Verkehr verläuft dann komplett auf der Innenstadtseite. Die andere Seite wird für das Baufeld der Tiefgarage benötigt. Durch die Verengung und weil die Autospuren sowohl Richtung Olgastraße als auch Richtung Zinglerstraße die Busund Straßenbahntrasse queren, wird die Leistungsfähigkeit der Straße deutlich verringert – in Spitzenstunden um etwa 30 Prozent. Das wird zu Staus und Behinderungen führen. Der Taxi-Stand wurde bereits vom Bahnhofsvorplatz in die Bahnhofstraße verlegt. Mehrere Stadträte regten eine bessere Beschilderung an, auch für den provisorischen Busbahnhof (ZOB) West. ● Im Boden unter der Friedrich-Ebert-Straße und der geplanten Straßenbahntrasse für die Linie 2 befinden sich Bauruinen von Gebäuden, die im Zweiten Weltkrieg zerstört und später überbaut wurden. Es gibt zahlreiche größere und kleinere Hohlräume, die nicht durchgängig verfüllt sind. Im Zuge des Wiederaufbaus wurden diese Flächen zwar mit Stahlbetonplatten überdeckelt. Sowohl im Bereich der Trasse als auch unter der Straße sind jedoch Setzungen aufgetreten, die die Verkehrssicherheit beeinträchti- gen können. Laut Verwaltung besteht ein erhebliches Risiko für Verzögerungen und Mehrkosten wegen zusätzlicher Sicherungsmaßnahmen. ● Auf dem Areal rund um den Hauptbahnhof können nach wie vor Blindgänger im Untergrund liegen. Deshalb wurde ein Notfallund Verkehrslenkungskonzept entwickelt, in das auch die Sedelhöfe miteinbezogen sind. „Sollte es zu einem Bombenfund kommen, müsste die Innenstadt in einem Radius von 500 Metern evakuiert werden“, sagte Harald Walter. Anschließend würde der Kampfmittelräumdienst des Landes das Kommando übernehmen. Damit im Notfall nicht der Verkehr in der ganzen Stadt zusammenbricht, wurden 23 Einzelpläne zur Umleitung erstellt, die fertig in der Schublade liegen. ● Am östlichen Rand der Friedrich-Ebert-Straße liegt eine große Glasfaserleitung der Telekom für die Strom- und Datenversorgung von Teilen der Innenstadt. Sie liegt im öffentlichen Raum. Laut Verwaltung ist eine Verlegung wegen der hohen Kosten ausgeschlossen. Im Bereich der alten Bahnhofspassage stecken die Leitungen in der Decke. Es besteht deshalb das Risiko, dass sie bei den Bauarbeiten beschädigt werden, was die Kosten in die Höhe treiben würde. ● Die neue Fußgängerunterführung vom Bahnhof zur Fußgängerzone muss fertig sein, wenn die Sedelhöfe Ende 2019 eröffnet werden. Dazu hat sich die Stadt verpflichtet. Der Bau der Passage aber hängt wiederum mit dem Bau der Tiefgarage zusammen. Aus diesem Grund muss der „Deckel“über dem Parkhaus so früh wie möglich fertig sein, über den die provisorische Straßenbahntrasse führt. Starten soll dieses Provisorium bereits Ostern 2018. Nach Einschätzung von Tim von Winning wird dies aber knapp. Nächster denkbarer Termin wäre aus Sicht der SWU Verkehr dann erst wieder in den Pfingstferien 2018 – es sei denn, es würde ein Schienenersatzverkehr außerhalb der Ferien eingerichtet, was mit deutlich höherem Aufwand verbunden wäre. In den nächsten Monaten soll das Für und Wider der beiden Varianten abgewogen werden. „Entscheiden müssen wir uns im Herbst“, sagte von Winning.
Das Naturkundliche Bildungszentrum (Nabi) der Stadt Ulm platzt aus allen Nähten. Die Räume in der Friedrich-List-Schule am Kornhausplatz sind viel zu eng für die vielen Exponate und Ausstellungen, die vor allem Ökologie und die Beziehung zwischen Mensch und Natur thematisieren. Eine Machbarkeitsstudie sollte aufzeigen, welche Lösungsmöglichkeiten es gibt und stellte zwei Varianten zur Diskussion: Entweder das Nabi bleibt an seinem Standort, lässt aber bestimmte Themen weg, beispielsweise die Mineralogie. Oder die Einrichtung fusioniert mit dem Tiergarten in der Friedrichsau. Dann könnten Themen wie Natur, Flora und Fauna gestärkt und das Konzept der pädagogischen Einrichtung aufgefrischt werden. Der Haken: Nur ein Teil des Museums könnte in den bestehenden Räumen des Tiergartens integriert werden. Zusätzlich müsste ein Anbau geschaffen werden. Das würde laut Gutachten fünf bis acht Millionen Euro kosten. Nach Ansicht der Verwaltung ist das in den nächsten Jahren, wegen der vielen anderen Investitionen, nicht machbar. Die Mitglieder der zuständigen Ausschüsse stimmten zähneknirschend dem Vorschlag der Verwaltung zu: Das Nabi bleibt, bis auf Weiteres, an seinem jetzigen Standort und konzentriert sich inhaltlich auf die pädagogische Vermittlung der Themen Umwelt, Flora und Fauna, vor allem für Kinder in der Vor- und Grundschule. Die Option eines Zusammenschlusses mit dem Tiergarten wird jedoch offen gehalten. (mru)
Um den Verkehrsfluss zu verbessern, richtet die Stadt Ulm auf dem Berliner Ring an der Kreuzung der Tangente mit der Talstraße/Albert-Einstein-Allee bei der Sporthalle Ulm Nord eine zusätzliche Linksabbiegespur zur Universität ein. Die Arbeiten haben jetzt begonnen. Die Anzahl der Fahrspuren in Richtung Blautal und Universität bleibt dabei vorerst unverändert. Parallel zu dieser Maßnahme wird etwas weiter östlich, entlang des Berliner Rings, eine Lärmschutzwand für das Lehrer Wohngebiet „Wengenholz“errichtet. (az)