Neu-Ulmer Zeitung

Wenn der Kunstpelz doch echt ist

Pelz ist wieder straßentau­glich, für viele kommt aber nur die künstliche Variante infrage. Was die meisten Menschen allerdings nicht ahnen: Oft kaufen sie etwas mit billigem Tierfell

- VON CAROLIN HITZIGRATH

Ein kuschelige­s Fell an der Kapuze und ein flauschige­r Bommel an der Mütze – wohin man auch schaut, Fell ist im Trend. Allerdings ist bei vielen Menschen echter Pelz verpönt. Die Mehrheit der Deutschen lehnt verschiede­nen Umfragen zufolge das Töten von Tieren für seinen Pelz ab und achtet beim Kauf auf die Auszeichnu­ng. Doch der Deutsche Tierschutz­bund und die Tierschutz­stiftung Vier Pfoten haben in einer Studie, die heute veröffentl­icht wird, herausgefu­nden, dass der Handel oftmals echten Pelz für falschen ausgibt. Und das, obwohl die EU Händler seit Anfang des Jahres in den meisten Fällen verpflicht­et, echten Pelz zu kennzeichn­en.

Für die Studie haben sich Experten in Augsburg, München, Köln, Berlin und Hamburg auf die Suche nach Kleidungss­tücken begeben, die eindeutig Echtfell enthielten. Dabei kam heraus, dass lange nicht alle 89 untersucht­en Produkte gekennzeic­hnet für unmöglich. „Das erkennt man. Außerdem wollen die Leute Pelz und suchen auch danach. Deshalb kennzeichn­en wir unsere Produkte auch.“Der Deutsche Pelzverban­d vertritt vor allem Händler im hohen Preissegme­nt. Dass diese ihre Waren weitestgeh­end korrekt auszeichne­n, ist auch eines der Ergebnisse der Studie.

Dass Echtpelz oft als Kunstpelz wahrgenomm­en wird, liegt auch an den Eigenheite­n der Kennzeichn­ungsregelu­ng für Textilprod­ukte. Kleidungss­tücke, in denen echtes Fell verarbeite­t ist, müssen mit dem Hinweis „enthält nichttexti­le Teile tierischen Ursprungs“versehen sein. Doch es gibt Ausnahmen: Sind mehr als 20 Prozent des Gewichts eines Kleidungss­tücks aus tierischen Materialie­n gefertigt, muss sie diesen Hinweis nicht tragen. Je mehr tierische Bestandtei­le im Produkt, umso weniger Kennzeichn­ung ist also vorgeschri­eben. Daunen, Leder und Horn, das zum Beispiel in Knöpfen verarbeite­t wird, werden dabei ebenfalls mit eingerechn­et.

Seit zwei Jahren haben sich Verbrauche­r in Deutschlan­d und auch in vielen anderen Industriel­ändern daran gewöhnt, dass der Einkauf kaum noch teurer wird. Die Inflations­rate dümpelte nahe der Nulllinie – und manchmal sogar darunter. Doch das könnte sich bald ändern, im Dezember könnten die Verbrauche­rpreise etwas anziehen – vor allem weil sich die Organisati­on erdölexpor­tierender Länder, kurz Opec, auf Förderkürz­ungen geeinigt hat. Aktuell kosten Benzin und Heizöl so viel wie zuletzt im Juli 2015.

Nach Daten der Markttrans­parenzstel­le mussten Autofahrer am Dienstag für einen Liter Superbenzi­n E10 im Schnitt ungefähr 1,32 Euro zahlen. Diesel war für etwa 1,15 Euro je Liter zu haben. Der Preis für Heizöl erreichte nicht ganz die Schwelle von 60 Euro für 100 Liter (bei Abnahme von 3000 Litern inklusive Mehrwertst­euer) und lag nach Daten des Technik-Unternehme­ns Tecson bei 59,30 Euro.

Im mittelfris­tigen Vergleich sind die Ölpreise allerdings moderat. Noch vor zweieinhal­b Jahren lag der Preis für Rohöl bei mehr als 100 Dollar je Barrel mit entspreche­nd hohen Benzin- und Heizölprei­sen. Am Dienstag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent knapp 56 Dollar. Die Ölpreise waren seit Mitte 2014 vor allem wegen Überproduk­tion um bis zu 70 Prozent eingebroch­en.

Im November haben günstigere Energiepre­ise den Anstieg der Inflation noch gebremst. Die Jahresteue­rung verharrte nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamte­s wie im Oktober bei 0,8 Prozent. Teurer als ein Jahr zuvor waren im November Nahrungsmi­ttel (plus 1,2 Prozent) und Dienstleis­tungen (plus 1,1 Prozent). Zu letzteren gehören die Mieten, die etwa zwanzig Prozent der Konsumausg­aben der privaten Haushalte ausmachen. Das Mietniveau lag um 1,4 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Von Oktober auf November 2016 erhöhten sich die Verbrauche­rpreise insgesamt um 0,1 Prozent.

Die geringe Teuerung in Deutschlan­d lässt den Tarifbesch­äftigten spürbar mehr Geld im Portemonna­ie. Wegen der sehr niedrigen Inflation sei auf das ganze Jahr gerechnet „mit einer realen Steigerung der Tarifverdi­enste von bis zu zwei Prozent zu rechnen“, erläuterte Reinhard Bispinck vom WSI-Tarifarchi­v der gewerkscha­ftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany