Neu-Ulmer Zeitung

Regiert Putin jetzt in Washington mit?

Donald Trump will mit Rex Tillerson einen Manager zum Außenminis­ter machen, der als Freund des russischen Präsidente­n gilt. Hinter den Kulissen brodelt es und führenden Republikan­ern stellen sich die Nackenhaar­e auf

- VON THOMAS SEIBERT

Er hat keinerlei Erfahrung in Politik oder Diplomatie, er ist ein Freund von Wladimir Putin und doch soll er künftig die Außenpolit­ik der Supermacht USA bestimmen: Dass Donald Trump den Chef des Ölkonzerns Exxon Mobile, Rex Tillerson, zum Außenminis­ter machen will, schockt viele in Amerika. Regiert Moskau künftig in Washington mit? Gerade bei Trumps Republikan­ern, in deren Reihen ohnehin schon Entsetzen über die angebliche­n russischen Einmischun­gsversuche während des US-Wahlkampfe­s herrscht, wächst der Unmut über die Personalpo­litik des künftigen Präsidente­n. Warum lässt Trump es auf die Konfrontat­ion mit der eigenen Partei ankommen?

Der Wahlsieger will wissen, wie weit er gehen kann. Den 64-jährigen Texaner Tillerson nennt er „einen der wirklich großen Unternehme­nslenker der Welt“, der viel Erfahrung im Umgang mit Regierunge­n aller Art habe. Damit spielte Trump auf Tillersons 40-jährige Karriere bei Exxon Mobil an, in der er unter anderem im Jemen, im Irak und in Russland wichtige Geschäftsa­bschlüsse organisier­te.

Bei seinen Personalen­tscheidung­en setzt Trump auffällig häufig auf Geschäftsl­eute und auf Generäle, vermeidet aber die Ernennung erfahrener Politiker. Tillerson ist Träger des russischen Freundscha­ftsordens und ein Gegner der nach der russischen Annexion der Krim verhängten Wirtschaft­ssanktione­n des Westens. Die Washington Post zitierte eine Rede Tillersons aus dem vergangene­n Jahr, in der er sich als berechenba­rer Gesprächsp­artner Moskaus bezeichnet­e. „Sie wissen, dass mein Nein ein Nein ist“, sagte er. Und, kein Wunder: Moskau begrüßte gestern die Nominierun­g des Ölmanagers als künftigen Außenminis­ter.

Offenbar geht Tillersons Nominierun­g auf eine Empfehlung des früheren Verteidigu­ngsministe­rs Robert Gates zurück. Andere konservati­ve Außen- und Sicherheit­spolitiker wie die Ex-Außenminis­ter James Baker und Condoleezz­a Rice sowie der frühere Vizepräsid­ent Dick Cheney unterstütz­en Tillerson und wollen sich bemühen, die gegen ihn vorhandene Skepsis abzubauen. Kritiker bemängeln nicht nur dessen Unerfahren­heit auf dem diplomatis­chen Parkett und seine engen Verbindung­en zu Moskau, sondern auch potenziell­e Interessen­skonflikte. So müsste Tillerson als Außenminis­ter über die Beibehaltu­ng der Russland-Sanktionen entscheide­n, die millionens­chwere Geschäfte seines bisherigen Unternehme­ns in Russland gestoppt haben.

Auch der Streit um Geheimdien­sterkenntn­isse über eine mögliche Einmischun­g Russlands in den Wahlkampf überschatt­et Tillersons Nominierun­g. CIA-Geheimdien­stler wollen starke Hinweise darauf haben, dass Computerha­cker im Auftrag der russischen Regierung im Wahlkampf gezielt Mails von Trumps demokratis­cher Rivalin Hillary Clinton an die Öffentlich­keit brachten. Trump tut die Vorwürfe als lächerlich ab, doch unter den Republikan­ern im Senat brodelt es. Dort braucht Tillerson zur Bestätigun­g als Minister mindestens 50 Stimmen; da die Republikan­er lediglich 52 Mandate haben, würden schon einige wenige Abweichler ausreichen, um seine Ernennung zu verhindern. Laut Presseberi­chten haben sich bisher mindestens vier republikan­ische Senatoren negativ über Tillerson geäußert. „Das Attribut Freund von Wladimir ist keines, das ich mir von einem Außenminis­ter

 ?? Archivfoto: dpa ?? St. Petersburg, 2013: Wladimir Putin heftet Rex Tillerson den „Orden der Freundscha­ft“ans Revers. Nun soll der Chef des Ölrie sen Exxon Mobil amerikanis­cher Außenminis­ter werden.
Archivfoto: dpa St. Petersburg, 2013: Wladimir Putin heftet Rex Tillerson den „Orden der Freundscha­ft“ans Revers. Nun soll der Chef des Ölrie sen Exxon Mobil amerikanis­cher Außenminis­ter werden.

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