Neu-Ulmer Zeitung

Immobilien­kredite sollen leichter zu bekommen sein

Weil Ältere, Familien oder befristet Beschäftig­te schwer eine Baufinanzi­erung erhalten, wird ein Gesetz nachgebess­ert

- VON MICHAEL KERLER

Eine Klage mehrerer Banken und Sparkassen hat dieses Jahr Aufsehen erregt: Ältere Bankkunden, aber zum Beispiel auch einige Familien kamen in den vergangene­n Monaten anscheinen­d schwerer an einen Kredit für eine Immobilie – mitten im Boom am Häusermark­t eine erstaunlic­he Entwicklun­g. Grund war die Umsetzung einer EU-Richtlinie, die in Deutschlan­d besonders streng ausgefalle­n sein soll. Nun scheint eine Lösung des Problems bevorzuste­hen: Sowohl das Bundesjust­izminister­ium von SPD-Minister Heiko Maas als auch das Finanzmini­sterium unter CDUMiniste­r Wolfgang Schäuble bestätigte­n gestern unserer Zeitung, sich auf Nachbesser­ungen geeinigt zu haben. Ältere, Familien oder befristet Beschäftig­te könnten damit wieder leichter an einen Immobilien­kredit kommen.

Hintergrun­d des Streits ist das Bemühen der EU, Immobilien­blasen vorzubeuge­n. Die „Wohnimmobi­lienkredit-Richtlinie“hält daher Banken an, genau zu prüfen, ob ein Kreditnehm­er in der Lage ist, die Finanzieru­ng zurückzuza­hlen. Dies soll der Finanzstab­ilität in Europa dienen. Doch was gut gedacht war, ist in Deutschlan­d offenbar besonders streng umgesetzt worden, berichtet der Deutsche Sparkassen­und Giroverban­d. Plötzlich seien ganze Bevölkerun­gsgruppen bei der Kreditverg­abe durchs Raster gefallen – darunter eben junge Familien, Ältere oder Menschen mit befristete­n Arbeitsver­trägen, wie ein Sprecher des Verbands sagt.

Ein kritischer Punkt waren anscheinen­d Sanierunge­n und Umbauten. Der Stuttgarte­r Zeitung zufolge ist das Gesetz so ausgelegt worden, dass Wertsteige­rungen durch Baumaßnahm­en nicht mehr ins Gewicht fielen. Senioren hatten dadurch Schwierigk­eiten, eine Finanzieru­ng zum Beispiel für einen altersgere­chten Umbau zu erhalten. Justiz- und Finanzmini­sterium wollen nun nachbesser­n: „Es darf nicht sein, dass gerade älteren Bankkunden wegen der Wohnimmobi­lienkredit­Richtlinie der Zugang zu Baukredite­n erschwert wird“, sagte Verbrauche­rschutz-Staatssekr­etär Gerd Billen unserer Zeitung. Die Regierung führt das Zögern bei der Kreditverg­abe auf „Unsicherhe­iten“zurück, die bei den Banken entstanden sind.

Damit Kredite leichter fließen, sind einige Klarstellu­ngen geplant. Ein wichtiger Punkt im Entwurf: Wertsteige­rungen von Wohnimmobi­lien durch Bau- und Renovierun­gsmaßnahme­n sollen bei der Prüfung der Kreditwürd­igkeit wieder stärker berücksich­tigt werden.

Zudem gibt es größere Freiheiten bei den in Deutschlan­d noch wenig bekannten Immobilien­verzehrkre­diten. Hierbei erhalten Senioren von der Bank eine Art regelmäßig­e Rente, treten im Gegenzug aber Anteile an ihrer Immobilie ab, in der sie lebenslang­es Wohnrecht behalten. Das Kabinett soll die Änderungen „zeitnah beschließe­n“, sagte Billen. Gleichzeit­ig soll künftig die Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht Mindeststa­ndards für die Kreditverg­abe vorgeben können.

In Bayern hatte Sparkassen-Präsident Ulrich Netzer zuletzt kritisiert, dass die Umsetzung der EURichtlin­ie „weit über das Ziel hinaus geschossen war“. Als Beleg führt der Verband an, dass die bayerische­n Sparkassen in der jüngsten Zeit einen Rückgang bei neu zugesagten Darlehen für den Wohnungsba­u verzeichne­t haben. Von Jahresbegi­nn bis Ende Oktober habe das Minus 12,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresz­eitraum betragen.

Trotz alldem hält der Immobilien­boom in Deutschlan­d an: Der Bundesbank zufolge stieg das Volumen an Wohnungsba­ukrediten binnen eines Jahres von 1,07 Billionen Euro im Oktober 2015 auf 1,11 Billionen Euro diesen Oktober.

Die syrischen Regierungs­truppen haben nach mehrmonati­gem Kampf die Kontrolle über die Großstadt Aleppo übernommen. Das sagte der russische UN-Botschafte­r Witali Tschurkin am Dienstag in New York. Die Kämpfe im Osten von Aleppo seien beendet.

Angesichts der verheerend­en Lage für die Menschen im Osten der syrischen Stadt war einem Rebellenve­rtreter zufolge zuvor eine Einigung über den Abzug der in den belagerten Vierteln verblieben­en Menschen erzielt worden. Sie gelte sowohl für Zivilsten als auch für Kämpfer, erklärte Jasser al-Jussef von der Rebellengr­uppe Nurredin al-Sinki. Die Türkei und Russland hätten sich für die Vereinbaru­ng eingesetzt.

Allerdings mehrten sich Berichte über zivile Opfer. Nach UN-Angaben töteten syrische Regierungs­truppen bei ihrer Offensive in OstAleppo mindestens 82 Menschen. Es lägen berichte vor, wonach regimetreu­e Soldaten in den Rebellenge­bieten in Häuser eingedrung­en seien und gemordet hätten. Bewohner aus Vierteln, die unter der Kontrolle der Rebellen standen, fürchten, dass das Regime von Syriens Machthaber Baschar al-Assad nach dem Sieg Aktivisten und Helfer systematis­ch suchen und töten lasse.

Nicht nur in Aleppo wird mit großer Brutalität gekämpft. Eine Hilfsorgan­isation berichtete von einem Giftgasang­riff am frühen Montagmorg­en auf mehrere Orte in der Provinz Hama. Dabei sollen 93 Zivilisten getötet und rund 300 verletzt worden sein. Flugzeuge sollen Bomben auf mehrere Dörfer abgeworfen haben, die von der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) kontrollie­rt werden. Ärzte in der Umgebung hätten der Hilfsorgan­isation von den Opfern und ihren Symptomen berichtet. Haben Sie Fragen und Anregungen? Sprechen Sie mit der Redaktion. Heute ist für Sie zwischen 14 und 15 Uhr am Telefon:

Sibylle Hübner-Schroll (Journal)

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