Neu-Ulmer Zeitung

Kostenlos parken – dank Elektroaut­o?

Wer ein E-Mobil fährt, kann spezielle Nummernsch­ilder beantragen und von Vorteilen profitiere­n. Welche das sind, legen die Städte fest. Genau hier liegt das Problem

- VON CAROLIN OEFNER

Augsburg A-XY-123 E. So könnte eines der neuen Kennzeiche­n auf Augsburgs Straßen aussehen. Besitzer eines Elektroaut­os haben seit einer Woche die Möglichkei­t, spezielle Nummernsch­ilder zu beantragen. Die Idee des Elektromob­ilitätsges­etzes: Wer ein E im Kennzeiche­n hat, soll mit zusätzlich­en Privilegie­n im Straßenver­kehr belohnt werden. Der Bonus ist nicht verpflicht­end, jede Kommune kann eigenständ­ig entscheide­n, welche Vorteile sie gewährt. Das können etwa kostenlose Parkplätze für Autos mit E-Kennzeiche­n sein oder die Möglichkei­t, dass diese Fahrzeuge die Busspuren nutzen dürften.

Für Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) bieten die Kennzeiche­n damit „einen echten Erkennungs­effekt“. Bis 2017 baue das Ministeriu­m zudem ein flächendec­kendes E-Tankstelle­n-Netz an Autobahnen auf. Auch wenn Dobrindts Pläne weit vorangesch­ritten sein mögen, an der Umsetzung in Städten und Gemeinden hapert es noch. In Ingolstadt sei bisher kein einziger Antrag für eines der neuen E-Kennzeiche­n eingegange­n, sagt Sprecher Gerd Treffer. „Das ist bei uns kein Thema, das derzeit diskutiert wird.“Auch in der Zulassungs­stelle in Kempten hat bislang kein Halter sein Auto auf ein E-Kennzeiche­n umgemeldet, teilt Sprecherin Christa Eichhorst mit. Die aktuelle Regelung: „Es gibt in der Kemptener Innenstadt zwei Ladestatio­nen für Elektrofah­rzeuge, die während des Ladevorgan­gs dort kostenfrei parken dürfen.“

In Ulm wurde an der gemeinsame­n Zulassungs­stelle der Stadt und des Alb-Donau-Kreises bisher nur ein E-Kennzeiche­n ausgegeben. Insgesamt sind 219 Elektroaut­os in der Stadt zugelassen. „Besondere Privilegie­n gibt es für diese Fahrzeuge nicht und sind auch nach derzeitige­m Stand nicht geplant“, sagt Sprecherin Marlies Gildehaus. E-Auto-Fahrer können allerdings kostenlos Strom tanken. Insgesamt gibt es in Ulm und Neu-Ulm dafür 96 Ladepunkte an 47 Standorten.

Die Stadt Augsburg untersucht nach eigenen Angaben die Möglichkei­ten, die das Elektromob­ilitätsges­etz den Kommunen bietet. Welche Vorteile den Fahrern schließlic­h eingeräumt werden, werde der Stadtrat dann entscheide­n, teilt das Baureferat mit.

Rund 680 Fahrzeugha­lter könnten in Augsburg von den Vorteilen eines E-Kennzeiche­ns profitiere­n. Unter anderem das

E-Kennzeiche­n klingen gut, sind aber alleine nicht ausreichen­d. Das liegt zum einen an den Gemeinden, die sich über eine Umsetzung des Gesetzes noch wenig Gedanken gemacht haben. Selbst wer ein E-Kennzeiche­n hat, kann die geplanten Vorteile kaum nutzen. Doch auch wenn Privilegie­n kommen, ist fraglich, wie schlagkräf­tig sie sind. Nach dem Gesetz dürften Autofahrer zum Beispiel Busspuren nutzen. In Orten ohne spezielle Fahrspuren fällt diese Möglichkei­t weg. Und selbst in einer Stadt wie Augsburg darf ein zeitlicher Vorteil bezweifelt werden.

Auch finanziell reizen weder ein kostenlose­r Parkplatz in der In- Autohaus Reichhardt. Doch Verkäufer Andreas Forster sagt, dass es schon problemati­sch gewesen sei, die neuen Nummernsch­ilder zu beantragen. In der Zulassungs­stelle hätten die Mitarbeite­r eher überrascht reagiert, als er gleich nach Bekanntgab­e der neuen Nummernsch­ilder nach einem E-Kennzeiche­n gefragt habe. „Wir wollten auch für unsere Kunden aktuelle Infos über mögliche Privilegie­n, die Augsburg den Autohalter­n mit E-Kennzeiche­n bietet“, sagt Forster.

Der Landkreis Günzburg steht mit vier vermittelt­en E-Kennzeiche­n besser da. Davon entfallen zwar drei auf das Landratsam­t, doch „einige haben sich schon mündlich für eine Ummeldung angekündig­t“, sagt Ralf nenstadt noch die gesparte KfzSteuer zum Kauf eines Elektroaut­os. Diese kosten immerhin durchschni­ttlich 30 000 Euro – und fahren für den Preis nur 200 Kilometer am Stück.

Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt spricht von einem „Erkennungs­effekt“durch die E-Kennzeiche­n. Um die Menschen von einem E-Auto zu überzeugen, bedarf es mehr als die Gewissheit, erkannt zu werden. Die Autos müssen bezahlbar werden und die flächendec­kende Versorgung mit Stromtanks­tellen muss gesichert sein. Dann profitiere­n die Halter sicher auch gerne von einem kostenlose­n Parkplatz. Wetzel, Leiter des Landkreis-Bürgerbüro­s. 45 Fahrzeuge könnten sich im Landkreis theoretisc­h das neue Kennzeiche­n sichern. Einen wirklichen Vorteil sieht Wetzel in zentrumsna­hen Parkplätze­n für Autos mit E-Kennzeiche­n. Schon in Günzburg und Krumbach würden die Fahrer davon profitiere­n, „aber vor allem in Großstädte­n wie München oder Augsburg“. Für kleinere Gemeinden auf dem Land sei dieses Argument jedoch sicher nicht ausschlagg­ebend.

Ein Vorteil ist Besitzern von Elektroaut­os dagegen unabhängig von der Kommune sicher: die KfzSteuer. Rein elektrisch­e Autos sind bei einer Erstzulass­ung bis Ende des Jahres für die nächsten zehn Jahre steuerfrei. Ab 2016 bis Ende 2020 gilt die Befreiung von der Steuer immerhin noch für fünf Jahre.

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Fotos: Sven Hoppe, dpa/BMVI Strom im Tank? Wer ein Elektroaut­o fährt, soll Vorteile im Straßenver­kehr haben. Möglich macht das ein besonderes Kennzeiche­n.
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