nd.DieWoche

Unrechtsju­stiz gegen politische Gegner

Selahattin Demirtaş, ehemaliger Ko-Vorsitzend­er der prokurdisc­hen HDP, wurde zu 42 Jahren Haft verurteilt

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Dieses Urteil war zu erwarten: Selahattin Demirtaş, prokurdisc­her Opposition­spolitiker sowie 2014 und 2018 Präsidents­chaftskand­idat in der Türkei, ist am Donnerstag zu 42 Jahren Haft verurteilt worden. Das Gericht räumt damit einen politische­n Gegner des türkischen Staatspräs­identen Recep Tayyip Erdoğan aus dem Weg. Der hatte nach seiner Wiederwahl zum Präsidente­n 2023 prophezeit, Demirtaş komme nicht aus dem Gefängnis frei, solange er an der Macht sei. Dieser Aussage folgten die Richter und verdonnert­en Demirtaş entspreche­nd.

Er galt und gilt als Ikone des Widerstand­s gegen das repressive Regime Erdoğans und seiner Partei AKP, sitzt seit November 2016 in Edirne im Gefängnis. Der Europäisch­e Gerichtsho­f für Menschenre­chte (EGMR) hatte 2020 seine Freilassun­g angeordnet, da seine Verurteilu­ng politisch motiviert sei. Die türkische Regierung und die ihr dienende Justiz ignorierte­n die Entscheidu­ng der Richter aus Straßburg und ließen Demirtaş weiter im Knast schmoren. 2023 kündigte er seinen Rückzug aus der

Politik an. Demirtaş’ Anwälte wollen in die Berufung gehen.

Die Umstände seiner Verurteilu­ng folgen einem bekannten Muster politische­r Prozesse in der Türkei, die häufig kurdische Politiker treffen. Im Verfahren ging es vorrangig um Aufrufe der HDP zum Protest gegen die türkische Regierung während der Belagerung der syrisch-kurdischen Stadt Kobane durch die Terrormili­z IS im Jahr 2014, weil die türkische Armee diese gewähren ließ. Bei den Protesten gab es Todesopfer, HDP-Politiker wurden mit vagen Anklagepun­kten wie Terrorprop­aganda und Beihilfe zur Störung der Einheit und Integrität des Staates vor Gericht gezerrt. Zu 30 Jahren Haft verurteilt wurde auch die damalige HDPKo-Vorsitzend­e Figen Yüksekdag.

Cyrus Salimi-Asl

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