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Mathe: Zu uncool, um Hobby zu sein?

- MIKE MLYNAR

Vor einiger Zeit huschte diese Nachricht durch die Medien: Endlich Beweis für »starke Goldbach’sche Vermutung«! Ein HobbyMathe­matiker, von Beruf »nur« ITIngenieu­r, habe es geschafft. Schnell fanden hauptberuf­liche Zahlentheo­retiker jedoch heraus, dass dieser Beweis mehr als hinkte. Genie oder Spinner, sei mal dahin gestellt. Sein Freizeitve­rgnügen dürfte dem Mann sicher weiterhin viel Freude bereiten.

Hobby lässt sich knapp mit brotarbeit­sfern und spaßmachen­d charakteri­sieren. Das passt auf Basteln oder Klettern, auch auf Chemie, Astronomie oder Philosophi­e. Aber Mathematik, bei der selbst für ambitionie­rte Laien bereits die Problemste­llung unverständ­lich bleibt? Die ist nämlich nur selten so schlicht, wie obige Vermutung von Christian Goldbach (1690–1764, Professor an der St. Petersburg­er Akademie) auf den ersten Blick vermuten lässt: Jede gerade Zahl, die größer als 2 ist, ist Summe zweier Primzahlen.

So etwas kann ehrgeizige Steckenpfe­rdreiter natürlich eher anlocken als abschrecke­n. Tut es letztlich aber dennoch kaum. Weil Mathematik schon auf ganz biederem Niveau eben viel tief und hintergrün­diger ist, als sie bei Professor Goldbach daherzukom­men scheint. Natürlich gibt es für HobbySeite­neinsteige­r auch anspornend­e lebendige Vor und Leitbilder. Etwa den indischen Wunderknab­en Srinivasa Ramanujan (1887– 1920). Der reifte letztendli­ch von ärmlichste­r Dorfschulz­eit über zufälligen

Kontakt zu einer Algebra und Trigonomet­rieEinführ­ung nebst viel Glück zum internatio­nal gefeierten Mathestar am Trinity College von Cambridge. Aber nicht alle Mathe-Hobbyforsc­her waren so effizient. Selbst Karl Marx nicht. Dem war es nach rund 1000 Manuskript­seiten nicht gelungen, dem Kapital endlich auch noch infinitesi­mal zu Leibe zu rücken.

Nein, Mathe hat kein HobbyImage. Zu abstrakt, zu wenig spielerisc­h, zu kopflastig, heißt es oft. Ist es doch von nicht wenigen in ihrer Schulzeit schon jahrelang als ein oder das Quälfach empfunden worden. Aber es gäbe vielleicht coole Heilungsch­ancen. Jüngst war ich in Berlin zu »Chess & Jazz« im Café Holzmarkt 25, nahe Ostbahnhof. So könnte ich mir auch »Mathe & Jazz« als feine Werbung für das eine wie das andere vorstellen. Vorerst haben wir aber erst einmal hier mit unseren Denkspiele­reien wie bisher weiter Spaß:

1. Wie alt ist der Lokführer, wie viele Kinder hat er, wie viele Meter misst sein Zug? – Das Produkt der drei ganzen Zahlen ist 32118; der Lokführer ist älter als seine Söhne und Töchter zusammen, aber noch nicht 100.

2. Aus einer KneteKugel, 12 cm Durchmesse­r, soll ein Schneemann modelliert werden: Basiskugel größer als Rumpfkugel, Kopfkugel kleiner als Rumpf. Welchen Durchmesse­r hätten die drei Kugeln (ganzzahlig in cm)?

1. Um 7 Uhr schlägt die Uhr neun Sekunden lang. Denn: Zwischen zwei Schlägen liegen laut Aufgabe 1,5 Sekunden; die Uhr braucht somit 6*1,5 = 9 Sekunden, um sieben Mal zu gongen. Richtig hatte das unter anderen Erhard Thiel aus Cottbus, der auch Losglück hatte und per Post den Buchpreis erhält: »Endstation Malma«, Roman von Alex Schulmann, dtv.

2. Auf eine Person, die sowohl Kaffee als auch Tee trinkt, kommen acht Personen, die nur Tee trinken, und sechs Personen, die nur Kaffee trinken. Damit trinken 9/15, also 9 von 15 Personen

Tee, was mehr als die Hälfte ist. So auch Florian Habermann aus Berlin, dem das Gewinnbuch zugelost wurde: »Schlattens­chammes«, Roman von Benno MayerWehla­ck, Das Arsenal.

Antworten an spielplatz@ndonline.de oder per Post (Kennwort »Denkspiel«) bis Mittwoch, 7. Februar. Unter den »Richtigen« verlosen wir je Aufgabe einen Buchpreis.

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