Mathe: Zu uncool, um Hobby zu sein?
Vor einiger Zeit huschte diese Nachricht durch die Medien: Endlich Beweis für »starke Goldbach’sche Vermutung«! Ein HobbyMathematiker, von Beruf »nur« ITIngenieur, habe es geschafft. Schnell fanden hauptberufliche Zahlentheoretiker jedoch heraus, dass dieser Beweis mehr als hinkte. Genie oder Spinner, sei mal dahin gestellt. Sein Freizeitvergnügen dürfte dem Mann sicher weiterhin viel Freude bereiten.
Hobby lässt sich knapp mit brotarbeitsfern und spaßmachend charakterisieren. Das passt auf Basteln oder Klettern, auch auf Chemie, Astronomie oder Philosophie. Aber Mathematik, bei der selbst für ambitionierte Laien bereits die Problemstellung unverständlich bleibt? Die ist nämlich nur selten so schlicht, wie obige Vermutung von Christian Goldbach (1690–1764, Professor an der St. Petersburger Akademie) auf den ersten Blick vermuten lässt: Jede gerade Zahl, die größer als 2 ist, ist Summe zweier Primzahlen.
So etwas kann ehrgeizige Steckenpferdreiter natürlich eher anlocken als abschrecken. Tut es letztlich aber dennoch kaum. Weil Mathematik schon auf ganz biederem Niveau eben viel tief und hintergründiger ist, als sie bei Professor Goldbach daherzukommen scheint. Natürlich gibt es für HobbySeiteneinsteiger auch anspornende lebendige Vor und Leitbilder. Etwa den indischen Wunderknaben Srinivasa Ramanujan (1887– 1920). Der reifte letztendlich von ärmlichster Dorfschulzeit über zufälligen
Kontakt zu einer Algebra und TrigonometrieEinführung nebst viel Glück zum international gefeierten Mathestar am Trinity College von Cambridge. Aber nicht alle Mathe-Hobbyforscher waren so effizient. Selbst Karl Marx nicht. Dem war es nach rund 1000 Manuskriptseiten nicht gelungen, dem Kapital endlich auch noch infinitesimal zu Leibe zu rücken.
Nein, Mathe hat kein HobbyImage. Zu abstrakt, zu wenig spielerisch, zu kopflastig, heißt es oft. Ist es doch von nicht wenigen in ihrer Schulzeit schon jahrelang als ein oder das Quälfach empfunden worden. Aber es gäbe vielleicht coole Heilungschancen. Jüngst war ich in Berlin zu »Chess & Jazz« im Café Holzmarkt 25, nahe Ostbahnhof. So könnte ich mir auch »Mathe & Jazz« als feine Werbung für das eine wie das andere vorstellen. Vorerst haben wir aber erst einmal hier mit unseren Denkspielereien wie bisher weiter Spaß:
1. Wie alt ist der Lokführer, wie viele Kinder hat er, wie viele Meter misst sein Zug? – Das Produkt der drei ganzen Zahlen ist 32118; der Lokführer ist älter als seine Söhne und Töchter zusammen, aber noch nicht 100.
2. Aus einer KneteKugel, 12 cm Durchmesser, soll ein Schneemann modelliert werden: Basiskugel größer als Rumpfkugel, Kopfkugel kleiner als Rumpf. Welchen Durchmesser hätten die drei Kugeln (ganzzahlig in cm)?
1. Um 7 Uhr schlägt die Uhr neun Sekunden lang. Denn: Zwischen zwei Schlägen liegen laut Aufgabe 1,5 Sekunden; die Uhr braucht somit 6*1,5 = 9 Sekunden, um sieben Mal zu gongen. Richtig hatte das unter anderen Erhard Thiel aus Cottbus, der auch Losglück hatte und per Post den Buchpreis erhält: »Endstation Malma«, Roman von Alex Schulmann, dtv.
2. Auf eine Person, die sowohl Kaffee als auch Tee trinkt, kommen acht Personen, die nur Tee trinken, und sechs Personen, die nur Kaffee trinken. Damit trinken 9/15, also 9 von 15 Personen
Tee, was mehr als die Hälfte ist. So auch Florian Habermann aus Berlin, dem das Gewinnbuch zugelost wurde: »Schlattenschammes«, Roman von Benno MayerWehlack, Das Arsenal.
Antworten an spielplatz@ndonline.de oder per Post (Kennwort »Denkspiel«) bis Mittwoch, 7. Februar. Unter den »Richtigen« verlosen wir je Aufgabe einen Buchpreis.