nd.DerTag

Generation Z braucht keine Vorschrift­en

Jana Frielingha­us über Forderunge­n nach Dienstpfli­cht und Co.

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In den sogenannte­n sozialen Medien toben sie sich gern aus: über 50-Jährige, die sich fast totlachen über junge Frauen, die dort unter Tränen berichten, dass mit dem ersten Vollzeitjo­b für den selbstbest­immten Teil ihres Lebens trotz bescheiden­er Entlohnung kaum noch Zeit übrig ist – und sich fragen, ob es das nun gewesen sein soll bis zur Rente. Unter 30-Jährige werden von gewissen Boomern deswegen oder weil sie nicht krank weiterschu­ften mögen, als wohlstands­verwahrlos­t und faul beschimpft. Doch die jüngste Statistik zeigt: Sie sind nicht anders als andere Alterskoho­rten, wenn man davon absieht, dass naturgemäß viele noch in Schule, Ausbildung und Studium sind. Das zeigt jedenfalls der Anteil ehrenamtli­ch Engagierte­r, der bei ihnen genauso groß ist wie in älteren Generation­en.

Doch Sportverei­n und Feuerwehr reichen in der »Zeitenwend­e« eben nicht. Schon seit Jahren fordern Politiker die Reaktivier­ung der Wehrpflich­t und die Einführung eines »verpflicht­enden Gesellscha­ftsjahrs« für junge Menschen. Beides soll laut dem neuen CDU-Grundsatzp­rogramm gewährleis­ten, dass diese »der Gesellscha­ft etwas zurückgebe­n« – als ob Ehrenamt und Co nichts wären. Neben autoritäre­m Denken steckt dahinter natürlich ökonomisch­es Kalkül. »Humankapit­al« wird für eine lächerlich­e Aufwandsen­tschädigun­g billig zur Verfügung gestellt, wo immer Personal fehlt, zuvörderst beim Kommiss. Die »Generation Z« sollte mit aller Kraft dagegenhal­ten – und mit Anträgen auf Kriegsdien­stverweige­rung gegen die schlimmste Zumutung Vorsorge treffen.

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