Unsere Körper, unsere Wahl
Neue Fraueninitiative mobilisiert gegen den Paragrafen 218
Die Bürgerinitiative »My Voice, My Choice« setzt sich gegen das Abtreibungsverbot und für einen europaweiten Zugang zu Abtreibungen ein – scharfe Kritik an der Ampel.
Mehr als 20 Millionen Frauen in Europa haben keinen Zugang zu sicheren Abtreibungen. Das möchte die europaweite Kampagne »My Voice, My Choice« über eine EU-Bürgerinitiative ändern. Am Mittwoch gründete eine Gruppe bekannter Frauen die deutsche Initiative in Berlin.
»Es ist inakzeptabel, dass Frauen heute in Polen immer noch wegen des fehlenden Zugangs zu sicheren Abtreibungen sterben, dass Frauen finanziell leiden, weil Abtreibungen nicht kostenlos sind, dass Frauen gezwungen werden, weite Strecken zu reisen, weil es in ihrem Land kein Angebot gibt«, öffnete Kristina Lunz, Gründerin des Zentrums für feministische Außenpolitik, die Pressekonferenz.
Mit ihr sitzen namhafte Frauen auf dem Podium: etwa die slowenische LinksAktivistin und Kampagnengründerin Nika Kovač, Klimaaktivistin Luisa Neubauer, Julia Duchow, Generalsekretärin von Amnesty International, und Stephanie Schlitt, Vorständin von Pro Familia.
Mit ihrer Bürgerinitiative, an der auch Gruppen in Frankreich, Spanien, Irland und Finnland beteiligt sind, will »My Voice, My Choice« erreichen, dass die EU eine Gesetz verabschiedet, das allen Menschen
in Europa Zugang zu sicheren Abtreibungen ermöglicht. Demnach soll die EU Mitgliedsstaaten finanziell unterstützen, die in der Lage sind, denen, die in ihren Ländern keinen Zugang zu einem Schwangerschaftsabbruch hätten, eine Abtreibung anzubieten. Damit über die Forderung in der EU-Kommission beraten wird, braucht die Initiative eine Million Unterschriften.
Auch hier in Deutschland sei nicht gewährleistet, dass alle einen Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen bekommen, so Annika Kreitlung, Mitorganisatorin der Initiative »Weg mit Paragraf 218«. »Auch wir haben über 1000 Frauen, die jedes Jahr in die Niederlande fahren, um dort einen kostenlosen Schwangerschaftsabbruch zu bekommen«, kritisierte die Gynäkologin.
Eine Abtreibung ist in Deutschland zurzeit nur nach einer vorherigen Beratung und einer festgelegten Wartezeit unbestraft. Diese Praxis stelle eine »unwürdige und respektlose Gängelung und Bevormundung dar«, so Lunz.
Lunz und ihre Mitstreiterinnen übten scharfte Kritik an der Ampel-Regierung, die sich immer noch nicht zu einer Abschaffung des Paragrafen 218 durchringen konnte. Nach mehreren Treffen mit Politikern sei deutlich geworden, dass insbesondere die FDP einer Abschaffung im Wege stehe, so Lunz. Es mache Aktivistinnen zudem Sorgen, dass Grüne und SPD nicht genügend politisches Kapital einsetzten, um für Frauenrechte einzustehen.