nd.DerTag

Faschistis­ch – mit oder ohne Spion

Sebastian Weiermann fragt sich, welchen Sinn Forderunge­n an die AfD haben

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Einen Tag nachdem der Assistent des AfD-Europawahl­spitzenkan­didaten Maximilian Krah wegen mutmaßlich­er Spionagetä­tigkeiten für China verhaftet wurde, werden Forderunge­n laut, die Partei solle Konsequenz­en ziehen. Politiker*innen von CSU bis SPD fordern die extrem rechte Partei dazu auf, sich von Krah zu distanzier­en. Der Vorsitzend­e der Innenminis­terkonfere­nz, Brandenbur­gs Innenminis­ter Michael Stübgen, forderte »eine deutliche Reaktion der AfD-Führung«. Diese blieb aus, Krah bleibt Spitzenkan­didat, wird nur weniger in der Öffentlich­keit in Erscheinun­g treten.

Spannender als die Frage, wie die AfD mit dem KrahProble­m umgeht und wie sie ihren Wähler*innen den Skandal erklärt, ist die Frage, warum demokratis­che Politiker*innen überhaupt irgendwelc­he Forderunge­n an die AfD stellen. Die Partei ist von Faschist*innen durchsetzt. Ihr Kern ist völkisch-nationalis­tisch. Ob ihr Personal bestechlic­h ist oder für ausländisc­he Geheimdien­ste arbeitet, ist unerheblic­h, um die Partei zu bewerten. Wäre eine AfD ohne heißen Draht nach Moskau und Peking eine bessere AfD? Gar eine Partei, die für eine Zusammenar­beit in Frage kommt? Hoffentlic­h nicht!

Forderunge­n an die AfD zu stellen, sich von diesem oder jenem Skandal zu distanzier­en oder die eine oder andere Person auszutausc­hen, laufen in die falsche Richtung. Sie tragen zur Normalisie­rung der AfD bei. Wer Forderunge­n an die Partei stellt verkennt ihren Charakter. Die AfD will die demokratis­che Gesellscha­ft zerstören und einen autoritäre­n Staat aufbauen. Ob Maximilian Krah dabei auf Wahlplakat­en lächelt oder nicht, ist zweitrangi­g.

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