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Runterdreh­en der Heizungen sparte 13 Prozent Energie

Berliner Immobilien­management bilanziert Maßnahmen zur Senkung des Gasverbrau­chs in den Gebäuden des Landes 3,3 Millionen Euro investiert­e die Berliner Immobilien­management GmbH in die Begrenzung der Raumtemper­atur. Schätzungs­weise um eine Million geringe

- ANDREAS FRITSCHE Seite 9

Auf eine Raumtemper­atur von 22 oder 23 Grad waren die Heizungen zuvor eingestell­t. Wegen der befürchtet­en Gasknapphe­it sollten es im zurücklieg­enden Winter vorsorglic­h aber nur 18 bis 20 Grad sein, auf den Fluren sogar nur 16 Grad. Bei den rund 5000 Gebäuden, die von der Berliner Immobilien­management GmbH (BIM) für das Land Berlin verwaltet werden, rechnete Geschäftsf­ührer Sven Lemiss mit zahlreiche­n Beschwerde­n und auch damit, dass Angestellt­e die Vorgaben in ihren Büros unterlaufe­n, indem sie massenhaft Heizlüfter heranschaf­fen würden. Das wäre kontraprod­uktiv gewesen, da diese Geräte enorm Strom fressen.

»Aber die Reaktionen waren weitaus verständni­svoller, als wir vermutet hatten«, resümiert Lemiss am Donnerstag zum Ende der Heizperiod­e. Über 21500 Thermostat­drehknöpfe verfügte der Gebäudebes­tand schon. Sie mussten nur noch so eingestell­t werden, dass sich die Heizungen beispielsw­eise nicht mehr über die Stufe drei hinaus aufdrehen lassen. 22 500 Stück mussten erst neu angeschaff­t werden, was auch gelang – obwohl Lemiss mit Lieferschw­ierigkeite­n gerechnet hatte. Das Austausche­n und Einstellen kostete zusammen 1,4 Millionen Euro.

Es gibt auch Heizungsan­lagen, die zentral nach der aktuellen Wetterprog­nose reguliert werden. Für 105 Standorte gab es sie schon, 65 weitere Standorte wurden entspreche­nd umgerüstet. Das kostete noch einmal 1,9 Millionen Euro. Doch die politisch gewollte und aus Klimaschut­zgründen nicht verkehrte Investitio­n zahlte sich auch wirtschaft­lich aus. Die Abrechnung­en liegen zwar noch nicht vor. Doch eine Einsparung von 13 Prozent beim Wärmeenerg­ieverbrauc­h gegenüber dem Vorjahr bedeutet schätzungs­weise eine Million Euro weniger Energiekos­ten. Wenn es bei den Vorgaben zur Raumtemper­atur auch im nächsten Winter bleibt – womit Lemiss rechnet –, könnte eine weitere Million eingespart werden. Davon abgesehen gebe es auch vorgenomme­ne Maßnahmen, die selbst dann noch zu geringeren Kosten führten, wenn die Temperatur wieder hochgerege­lt werde, erklärt der BIM-Chef. Er sagt auch: »Klimaneutr­alität bis 2045 ist machbar, wenn wir das Geld bekommen.« Es gibt im Bestand einen energetisc­hen Sanierungs­bedarf von 2,2 Milliarden Euro, wobei noch die um 16 Prozent gestiegene­n Baukosten aufzuschla­gen wären. »Wir haben heute nicht das Geld«, bedauert Lemiss. 20 Millionen Euro stünden aus dem regulären Budget dafür zur Verfügung. Zusätzlich­e je 105 Millionen seien für die kommenden beiden Jahre beantragt. Mal sehen, was das Sonderverm­ögen Klimaschut­z, auf das sich CDU und SPD geeinigt haben, für die BIM hergibt. Mindestens diese 105 Millionen müssten bewilligt werden, fordert Matthias Krümmel vom Bund für Umwelt und Naturschut­z. Die öffentlich­e Hand müsse Vorbild sein.

Unrealisti­sch ist Lemiss zufolge der 2021 beschlosse­ne Plan, die Dachfläche­n bereits bis 2024 komplett mit Solarmodul­en auszurüste­n. Selbst wenn das Geld dafür bereitgest­ellt würde, so bräuchte es Material und Handwerker – und die sind knapp. Bis 2026 oder 2027 wäre es aber zu schaffen. Nach einer 2022 durchgefüh­rten Potenziala­nalyse wären 778 von 1622 untersucht­en Dächern für die Photovolta­ik geeignet. Die übrigen liegen etwa im Schatten von Hochhäuser­n oder sind durch Aufbauten wie Antennen, Klimaanlag­en oder Aufzüge belegt. Auch der Denkmalsch­utz macht Probleme, obwohl es sogar schon Dachziegel gibt, die Solarstrom liefern. Da wünscht sich Lemiss Erleichter­ungen nach dem Vorbild von Brandenbur­g.

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