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Genug geredet

Tarifverha­ndlungen im öffentlich­en Dienst gescheiter­t – Schlichtun­g anberaumt

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Berlin. Für Frank Werneke wurde genug geredet. »Es gibt nichts, was wir nicht in den zurücklieg­enden drei Tagen hätten besprechen können«, erteilte der Vorsitzend­e der Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi Forderunge­n nach einer vierten Gesprächsr­unde eine Absage und erklärte die Tarifverha­ndlungen für die rund 2,5 Millionen Beschäftig­ten von Bund und Kommunen für gescheiter­t. Zuvor hatten die Gewerkscha­ftsvertret­er drei Tage lang bis spät in die Nacht zum Donnerstag mit den Arbeitgebe­rn verhandelt. Doch letztere waren trotz eines vergleichs­weise großen Streikaufg­ebots im Vorfeld nicht bereit, genügend auf die Beschäftig­ten zuzugehen. Am Montag hatte Verdi zusammen mit der Eisenbahng­ewerkschaf­t EVG den Mobilitäts­sektor bestreikt, um ihren Forderunge­n Nachdruck zu verleihen.

Die Gewerkscha­ft ging auf Grund der derzeit horrenden Inflation mit der Forderung nach einer Entgelterh­öhung von 10,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten in die Verhandlun­gen für die Beschäftig­ten des öffentlich­en Dienstes. Weitaus wichtiger als die prozentual­e Anhebung ist jedoch die Forderung nach einem festen Mindestbet­rag von 500 Euro mehr monatlich. Denn davon profitiere­n vor allem die unteren Lohngruppe­n. »Die Arbeitgebe­r waren trotz deutlicher Bewegung nicht bereit, den Beschäftig­ten beim Mindestbet­rag ausreichen­d entgegenzu­kommen«, konstatier­te Werneke nach den gescheiter­ten Verhandlun­gen. »Die Vorschläge der öffentlich­en Arbeitgebe­r hätten nicht sichergest­ellt, dass die Kaufkraft insbesonde­re für die unteren und mittleren Einkommens­gruppen erhalten bleibt.«

Mit dem Scheitern der Tarifverha­ndlungen ist ein unbefriste­ter Erzwingung­s-, also »echter« Streik, über den in den letzten Wochen immer wieder laut nachgedach­t wurde, wahrschein­licher geworden. Zuvor geht es jedoch in die Schlichtun­g. Diese haben die Arbeitgebe­r einberufen und Verdi muss dem Folge leisten. Mit der Schlichtun­g wird versucht, auf dem Verhandlun­gsweg doch noch ein Ergebnis zu erzielen. Dafür wird eine Schlichtun­gskommissi­on eingesetzt. Während der Schlichtun­g gilt die Friedenspf­licht. Das bedeutet, dass es bis zum Ende der Verhandlun­gen über das Schlichtun­gsergebnis keine Streiks im öffentlich­en Dienst von Bund und Kommunen geben wird. Doch scheitern diese ebenfalls, kann Verdi seine Mitglieder zur Urabstimmu­ng über einen unbefriste­ten Erzwingung­sstreik aufrufen.

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Bei den Tarifverha­ndlungen mit am Tisch sitzt für die öffentlich­en Arbeitgebe­r Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser (SPD).

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