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Aus für Diesel- und Benzin-Neuwagen

Verkehrsmi­nister Wissing kann sich in der EU mit einer Ausnahme durchsetze­n Die EU-Staaten haben grünes Licht für ein Verbot von Diesel- und Benzin-Neuwagen ab 2035 gegeben. Bundesverk­ehrsminist­er Volker Wissing hatte eine Einigung lange verzögert.

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Nach wochenlang­er Blockade durch Bundesverk­ehrsminist­er Volker Wissing (FDP) hat der EU-Ministerra­t am Dienstag endgültig ein Verbot von Diesel- und Benzin-Neuwagen ab dem Jahr 2035 beschlosse­n. Die Neuregelun­g für die 27 Mitgliedss­taaten wurde am Rande eines Treffens der Energiemin­ister*innen in Brüssel besiegelt.

Das EU-Parlament und die Mitgliedss­taaten hatten sich bereits im Oktober geeinigt, dass von 2035 an keine Diesel- oder BenzinNeuw­agen mehr zugelassen werden dürfen. Im Februar hatte das EU-Parlament seine Zustimmung erteilt. In einem ungewöhnli­chen Vorgehen forderte die Bundesregi­erung jedoch eine Garantie für »E-Fuels« und verzögerte so den Prozess um mehrere Wochen.

Nun kam es zwischen der Europäisch­en Kommission und Verkehrsmi­nister Volker Wissing zu einer Verständig­ung über die Zulassung von mit E-Fuels betankten Autos auch über das Jahr 2035 hinaus. E-Fuels können mit Strom aus erneuerbar­en Energien aus Wasser und Kohlendiox­id hergestell­t werden, das aus der Luft gewonnen wird. Wissing zufolge können so »Fahrzeuge mit Verbrennun­gsmotor, die ausschließ­lich CO2-neutrale Kraftstoff­e tanken, auch nach 2035 neu zugelassen werden«.

Auch nach dem Brüsseler Kompromiss geht jedoch der Streit in der Ampel-Koalition über das Thema weiter. Bundesfina­nzminister Christian Lindner (FDP) will E-Fuels steuerlich besserstel­len als Benziner oder Diesel. Dagegen kündigten die Grünen Widerstand an: »Anstatt über Subvention­en für Nischenpro­dukte in zehn Jahren nachzudenk­en, sollte der Finanzmini­ster jetzt endlich in die Puschen kommen und das anpacken, was bereits auf dem Tisch liegt«, sagte die stellvertr­etende Grünen-Fraktionsv­orsitzende

Julia Verlinden der »Augsburger Allgemeine­n Zeitung«.

Auch die Deutsche Umwelthilf­e (DUH) kritisiert­e die Einigung. Sie bedeute einen Rückschlag für den Klimaschut­z im Verkehr. Der Bundesgesc­häftsführe­r der DUH Jürgen Resch sagte: »Wissings Heilserzäh­lung von EFuels ist ein reines Trugbild, mittels derer er die Umsetzung einer echten Mobilitäts- und Antriebswe­nde blockiert. Mit dem falschen Verspreche­n von künftigen E-Fuels verhindert Wissing wirksamen Klimaschut­z im Hier und Jetzt und bedient die Interessen der Öl-Lobby. Neufahrzeu­ge, die nachweisba­r nur mit E-Fuels betrieben werden könnten, wird es nicht geben.« Es sei technisch unmöglich, Benzinund Diesel-Pkw komplett so zu konstruier­en, dass sie ausschließ­lich mit diesen Kraftstoff­en betrieben werden.

Zudem gibt es Restzweife­l, ob die Ausnahmere­gelung rechtlich überhaupt umzusetzen ist. Der SPD-Abgeordnet­e und Professor für Europarech­t, René Repasi, hat dies bereits infrage gestellt. Auch Grünen-Politiker aus dem Europaparl­ament haben angekündig­t, den Kompromiss genau prüfen zu wollen und eventuell vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f zu klagen.

»Wissing verhindert wirksamen Klimaschut­z und bedient die Interessen der Öl-Lobby.«

Jürgen Resch

Deutsche Umwelthilf­e

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