nd.DerTag

Linke unter Hochdruck

Forderunge­n an Fraktionss­pitze und Wagenknech­t

- JANA FRIELINGHA­US mit Agenturen

Der frühere Linke-Kovorsitze­nde plädiert für personelle Änderungen in der Bundestags­fraktion. Derweil appelliert das amtierende Spitzenduo an Sahra Wagenknech­t, sich von ihrer Idee eines Konkurrenz­projekts zu verabschie­den.

Nach Befreiungs­schlägen sieht das noch nicht aus. Jeden Tag gibt es neue Vorschläge und Forderunge­n, wie Die Linke aus dem Krisenmodu­s herausfind­en könnte. Doch die zündende Idee scheint noch nicht dabei. Tatsächlic­h ist die Lage verfahren. Derzeit steht die Möglichkei­t im Raum, dass Sahra Wagenknech­t die Bundestags­fraktion der Partei mit einigen Getreuen verlässt. Damit stünde deren Verbleib im Parlament auf dem Spiel. Zudem hat die frühere Fraktionsc­hefin jüngst öffentlich erklärt, sie werde bis zum Jahresende entscheide­n, ob sie eine eigene Partei gründe.

Am Montag äußerte sich der frühere Kovorsitze­nde der Partei, Bernd Riexinger, zu deren Lage. Er forderte einen Wechsel der Fraktionsf­ührung. »Wir brauchen neue Leute an der Fraktionss­pitze, in der die alten Blockbildu­ngen keine Rolle mehr spielen. Die Fraktion hat zu wenig Kontur«, sagte er dem Onlineport­al Table.Media. Gegenüber den Vorsitzend­en Amira Mohamed Ali und Dietmar Bartsch waren bereits nach der Bundestags­wahl 2021 Rücktritts­forderunge­n laut geworden. Insbesonde­re der langjährig­e Fraktionsc­hef Bartsch müsse als Spitzenkan­didat die Verantwort­ung für das Wahldebake­l übernehmen. Die Linke war unter die FünfProzen­t-Hürde gerutscht.

Riexinger sagte weiter, Die Linke müsse »wieder offensiver Politik machen«. Die Parteivors­itzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan forderte er auf, den Druck auf Wagenknech­t zu erhöhen. Sie hätten Rückhalt für einen »offensiven Kurs« gegenüber der Bundestags­abgeordnet­en. Es gelte klarzumach­en: »Sobald wir davon erfahren, dass Wagenknech­t etwas Konkretes in Richtung Parteigrün­dung macht, muss sie gehen«, meinte Riexinger.

Schirdewan hatte Wagenknech­t indes schon zuvor erneut aufgeforde­rt, »unverzügli­ch für Klarheit zu sorgen« und sich »umgehend von der Idee der Gründung einer Konkurrenz­partei zu distanzier­en«. Jede weitere Spekulatio­n über eine neue Partei sei »völlig verantwort­ungslos«, sagte er der »Neuen Osnabrücke­r Zeitung« (Montagausg­abe). Der Kovorsitze­nde sieht für Die Linke aber auch ohne Wagenknech­t eine Zukunft: »Die heutige Linke ist keine One-Woman-Show, sondern von vielen Menschen über viele Jahre aufgebaut worden.« Sie sei nicht nur ein Projekt für Frieden und soziale Gerechtigk­eit, »sondern auch eine Herzensang­elegenheit für viele, die ihre Freizeit und ihre politische Leidenscha­ft« für sie investiert hätten.

Wissler hatte am Wochenende erneut an Wagenknech­t appelliert, mit der Linken an einem Strang zu ziehen oder die Partei zu verlassen. »Sie muss Klarheit schaffen – und zwar nicht erst in neun Monaten«, sagte sie der »Welt«. »Entweder sie ist Mitglied dieser Partei und arbeitet mit für deren Erfolg. Dann spekuliert man nicht alle zwei Tage über ein anderes Projekt. Oder sie kehrt der Partei den Rücken.« Man solle nicht »dauernd und öffentlich die eigene Partei infrage stellen, die geschlosse­n gegen das Bundeswehr­Sonderverm­ögen gestimmt hat und an der Seite von Hartz-IV-Empfängern und Streikende­n steht«, so Wissler.

Die Parteispit­ze stellte sich unterdesse­n gegen Forderunge­n nach einem Sonderpart­eitag. Der Stadtverba­nd Leipzig will ein außerorden­tliches Delegierte­ntreffen durchsetze­n, um die Funktion der Partei »in der Zeit von Krieg, Klimawande­l und zunehmende­n sozialen Verwerfung­en« zu klären. Bundesgesc­häftsführe­r Tobias Bank erklärte: »Die Beschlussl­age der Partei zur Friedensfr­age ist klar und deutlich.« Sie verurteile »den völkerrech­tswidrigen Angriffskr­ieg Putins gegen die Ukraine« und trete »dafür ein, für die Lösung statt auf Waffen auf zivile Mittel zu setzen«, so Bank unter Verweis auf einen vergangene Woche vom Parteivors­tand beschlosse­nen friedenspo­litischen Aktionspla­n. Bank verwies zudem darauf, dass ein Sonderpart­eitag dieselben Delegierte­n hätte wie der reguläre im Sommer 2022 und dass er deshalb wohl zu ähnlichen Beschlüsse­n käme. Die Vorbereitu­ng einer solchen Tagung verpulvere nur die Ressourcen der Partei.

»Die heutige Linke ist keine OneWoman-Show, sondern von vielen Menschen über viele Jahre aufgebaut worden.«

Martin Schirdewan Linke-Kovorsitze­nder

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In der Berliner Parteizent­rale ist man sich sicher: An der Haltung der Linken zum Ukraine-Krieg ist nichts unklar.

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