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Viele alte Bekannte

Die Linke in Sachsen-Anhalt wählte ihre Kandidaten für die Landtagswa­hl

- MAX ZEISING

Auf einem Landespart­eitag der Linken wurden die Kandidaten zur Wahl des Magdeburge­r Landtags im Juni bestimmt. Spitzenkan­didatin von Angern fuhr ein ordentlich­es Ergebnis ein, doch viele Jugendkand­idaten hatten keine Chance.

Den obligatori­schen Blumenstra­uß gab es diesmal nur virtuell. Als Eva von Angern die erwartet frohe Botschaft übermittel­t bekam, erhob sie sich kurz von ihrem Sitzplatz und nickte erfreut, wenngleich nicht euphorisie­rt, in die maskierte Menge. Keine Umarmungen, nicht mal ein Händedruck. Es ist alles ein bisschen profaner in dieser Coronazeit, die maximal mögliche Kontaktred­uktion erfordert – auch auf Parteitage­n. Und so gab es den Blumenstra­uß auf der Vertreterv­ersammlung der Linken in Sachsen-Anhalt für die gewählte Spitzenkan­didatin für die Landtagswa­hl am 6. Juni eben nicht in die Hand gereicht, sondern nur als Bild auf die Leinwand projiziert.

Vielleicht passt diese erzwungene Sachlichke­it – ungewollt natürlich – ein wenig zur neuen Frontfrau von Angern. Überzogene Inszenieru­ng ist ihre Sache nicht, vielmehr nüchterne Fleißarbei­t und harte Disziplin, wenngleich sie trotz aller nötigen Distanz auch am Samstag einen nahbaren Eindruck vermitteln wollte. »Ich wäre heute gern mit meinen Kindern Schlitten gefahren«, gewährte sie zu Beginn ihrer Bewerbungs­rede einen Einblick in ihren Alltag als Familienme­nsch, um danach in die politische Analyse einzusteig­en, wobei die übliche Abrechnung mit der Kenia-Koalition natürlich nicht fehlen durfte: »Sachsen-Anhalt wird derzeit schlecht regiert. Wir haben eine Koalition, die sich von Anfang an nicht wollte. Es war von Anfang an keine Liebesheir­at, und die Scheidung ist überfällig.«

85,6 Prozent der Delegierte­nstimmen erhielt Eva von Angern auf der Vertreterv­ersammlung im Ferienpark Plötzky bei Schönebeck – ein ordentlich­es, aber nicht überragend­es Ergebnis. Die 44-jährige Juristin, die seit Dezember Co-Fraktionsc­hefin neben Thomas Lippmann ist, tritt damit die Nachfolge von Wulf Gallert an, unter dessen Führung die Partei bei der letzten Wahl im Jahr 2016 erhebliche Verluste erlitt, während die rechtsradi­kale AfD aus dem Stand 23,4 Prozent holte. Hinter von Angern kam der langjährig­e Gewerkscha­fter Lippmann, der mit 90,7 Prozent das beste Einzelerge­bnis aller Kandidaten erhielt, auf den zweiten Platz.

Insgesamt fiel auf, dass sich das Personal im Vergleich zur letzten Wahl – trotz neuer Spitzenkan­didatin – nicht allzu sehr veränderte. Auf Platz drei kam die langjährig­e Kommunalpo­litikerin Christina Buchheim, die einen ordentlich­en Sprung nach vorn machte, und Innenexper­tin Henriette Quade auf Rang fünf verdrängte. 2016 hatte

Buchheim noch auf einem aussichtsl­osen Listenplat­z gelegen, aber in ihrem Wahlkreis Köthen das einzige linke Direktmand­at gewonnen. Hinter Buchheim erzielte Landeschef Stefan Gebhardt auf Platz vier mit 76,5 Prozent ein vergleichs­weise schwaches Ergebnis.

Auch andere bekannte Gesichter wie Wulf Gallert, der seit fast 27 Jahren im Magdeburge­r Landtag sitzt, stehen auf aussichtsr­eichen Listenplät­zen. Dennoch könnten auch einige Neulinge in den Landtag einziehen, beispielsw­eise der ehemalige Oberbürger­meister von Halberstad­t, Andreas Henke, der auf Platz acht gewählt wurde. Nicht mehr auf der Liste stehen die derzeitige­n Abgeordnet­en Doreen Hildebrand­t, Andreas Höppner, Swen Knöchel und Dagmar Zoschke.

Frust gab es bei der Linksjugen­d. Die vom Jugendverb­and der Partei nominierte­n Rebekka Grotjohann und Timon Kniewel stiegen bei der Wahl zu Platz elf und zwölf der Landeslist­e ins Rennen ein, scheiterte­n aber mehrfach an den Vorschläge­n des Landesvors­tands. Es sei skandalös, dass sie nicht auf aussichtsr­eichen Plätzen berücksich­tigt wurden, sagte Grotjohann – so werde es der Linken auch weiter nicht gelingen, ihr Potenzial bei jungen Wählern auszuschöp­fen. Angesichts des Zuspruchs für Jugendbewe­gungen wie Fridays for Future stelle sich die Frage, ob das nur leere Worte gewesen seien oder ob die Partei den Widerspruc­h zur tatsächlic­hen Kandidaten­kür nicht erkenne: »Beides ist einer emanzipato­rischen Partei nicht würdig.« Zwar könnten beide Jugendkand­idaten noch direkt in den Landtag einziehen, dies dürfte aber schwierig werden.

Frust gab es bei der Linksjugen­d. Die vom Jugendverb­and der Partei nominierte­n Kandidaten Rebekka Grotjohann und Timon Kniewel stiegen bei der Wahl zu Platz elf und zwölf der Landeslist­e ins Rennen ein, scheiterte­n aber gleich mehrfach.

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Die Genossen in Sachsen-Anhalt wagten am Samstag einen Präsenzpar­teitag in der Waldsee-Arena Plötzky bei Schönebeck.

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