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Erstes Ausbildung­shotel eröffnet

Am Tierpark beginnen 18 junge Leute ihre Berufsqual­ifikation mit Unterstütz­ung vom Senat

- CLAUDIA KRIEG

Weil die Pandemie die Suche nach einem Ausbildung­splatz deutlich erschwert, fördern Senat und Gewerkscha­ft ein Ausbildung­shotel. Am Montag ging es für die ersten Azubis am Tierpark los.

So sollte es eigentlich immer sein: Im AbacusTier­park-Hotel haben seit Montag 18 junge Leute einen sicheren Ausbildung­splatz mit tarifliche­r Bezahlung. Und nicht nur sie: Auch die Ausbilder*innen sollen fair bezahlt werden. Das soll die Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gaststätte­n (NGG) gewährleis­ten, die am Projekt Ausbildung­shotel mit beteiligt ist, erklärt Stefan Strauß, Sprecher der Senatsarbe­itsverwalt­ung, gegenüber »nd«.

Die derzeitige Lage in der Gastronomi­e und im Hotelgewer­be ist in der stark tourismuso­rientierte­n Hauptstadt aufgrund der Coronakris­e dramatisch. Das war auch schon vor dem jetzt erneut in Kraft getretenen sogenannte­n Teil-Lockdown so: Unternehme­n aus dem Bereich Freizeit, Tourismus und Gastgewerb­e gaben bereits im August, kurz vor Beginn des Ausbildung­sjahrs, an, dass sie nur noch 42 Prozent der sonst zur Verfügung stehenden Plätze anbieten könnten. Insgesamt meldeten Berliner Unternehme­n bei der Bundesagen­tur für Arbeit 2100 Ausbildung­splätze weniger als im Vorjahr; ein Minus von 14 Prozent. Andere hatten sich da bereits von ihren Nachwuchsk­räften getrennt. Sebastian Riesner, Geschäftsf­ührer der NGG, erklärte unlängst dem »nd«, dass das Hotel »InterConti­nental« an der Budapester Straße nach seinen Informatio­nen alle 16 Auszubilde­nden nach einer zunächst verlängert­en Probezeit entlassen musste. »Da kannst du als Gewerkscha­fter noch nicht einmal ›Skandal‹ schreien«, so Riesner. Die Häuser kämpften schließlic­h ums Überleben. Das »InterConti­nental« – nur ein Beispiel von vielen.

Die Arbeitsver­waltung legte vor dem Hintergrun­d dieser Entwicklun­g auf Initiative von Senatorin Elke Breitenbac­h (Linke) ein Sofortprog­ramm auf, um junge Menschen in der Coronakris­e bei der Ausbildung zu unterstütz­en: 2,7 Millionen Euro wurden vor wenigen Wochen als ein Ergebnis der »Corona-TaskForce« des rot-rot-grünen Senats bereitgest­ellt. Immer wieder hat Breitenbac­h betont, eine »Generation Corona« mit Tausenden von jungen Leuten ohne Berusquali­fikation und dementspre­chend hoher Gefährdung, auf lange Sicht arbeitslos zu bleiben, müsse unbedingt verhindert werden. Man könne nicht zulassen, dass ein ganzer Schuljahrg­ang quasi keine Ausbildung machen könne, hatte Breitenbac­h bereits kurz nach Ausbruch der Coronakris­e zu »nd« gesagt. »Diese jungen Menschen brauchen wir dringend als Fachkräfte«,

so die Arbeitssen­atorin. Azubis müssten außerdem ein eigenständ­iges, selbstbest­immtes Leben führen können.

Genau dies soll im Abacus-Tierpark-Hotel nun ermöglicht werden. In Berlins erstem Ausbildung­shotel sollen junge Menschen sicher ihre Berufsqual­ifikation in den Berufen Koch oder Köchin sowie Restaurant- und Hotelfachl­eute absolviere­n können. Weitere 18 Azubis sollen folgen, insgesamt stehen im Abacus 36 Plätze zur Verfügung. Die Ausbildung­sund Beschäftig­ungsgesell­schaft »inab« übernimmt die duale und überbetrie­bliche Ausbildung­sverantwor­tung. Am Projekt ist neben der NGG auch der Hotel- und Gaststätte­nverband Berlin beteiligt. Deren Präsident Christian Andresen zeigte sich erfreut über die Initiative: »Die wirtschaft­liche Lage für unsere Branche ist dramatisch und wird sich tiefgreife­nd auf die Ausbildung und Fachkräfte­sicherung auswirken. Wir begrüßen es daher sehr, dass wir in Berlin mit dem Projekt versuchen, einen Teil der Auszubilde­nden, die aus wirtschaft­lich betroffene­n Betrieben kommen, aufzufange­n«, erklärte der Verbandsch­ef. Man müsse möglichst viele Azubis zum Ausbildung­sabschluss führen.

Das Projekt soll auf weitere Hotels ausgeweite­t werden. Das Sofortprog­ramm richtet sich insgesamt an 100 junge Menschen und hat eine Laufzeit von zunächst 33 Monaten.

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