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Einfach mal genießen

Viktoria Rebensburg gewinnt in ihrem vielleicht letzten alpinen WM-Rennen Silber.

- Von Elisabeth Schlammerl, Are

Es war schon spät, für Viktoria Rebensburg an ihrem letzten Abend in Are eigentlich zu spät. Ihre Abreise aus Schweden war für kurz nach 7 Uhr am nächsten Morgen geplant, aber »ein kleines Bierchen« musste noch sein, wie sie nach dem Riesenslal­om der alpinen Ski-WM in Are angekündig­te hatte. Der Ärger über das knapp verpasste Gold war schnell verflogen. »Es ist definitiv eine gewonnene Silbermeda­ille«, sagte die 29-jährige Kreutherin, als sie zwei Stunden nach der Siegerehru­ng gut gelaunt in der Bar eintraf.

So viel sei gesagt, Rebensburg gönnte sich nach ihrem vierten Edelmetall bei Großereign­issen noch ein zweites Bierchen und ein Stefan Horngacher (l.) »Schnapserl«, wie der Wirt sagte, als er mit der Flasche Hochprozen­tigem an den Tisch kam. Zu der kleinen Silberpart­y waren alle Trainer und Betreuer gekommen, dazu auch die Slalomkoll­eginnen, die an diesem Sonnabend ihr letztes WM-Rennen in Are bestreiten werden. Auch Felix Neureuther gönnte sich mit der Familie drei Tage vor seinem wohl letzten großen Rennen überhaupt noch einen gemütliche­n Abend. Es gab eine herzliche Umarmung jener beiden Skirennläu­fer, die seit Maria Höfl-Rieschs Rücktritt die Medaillenb­ürde des Deutschen Skiverband­s (DSV) fast allein zu schultern haben.

2017 in St. Moritz war Rebensburg leer ausgegange­n, damals blieb alles an Neu- reuther hängen, und er lieferte im letzten Rennen zuverlässi­g ab. Nun hat die Olympiasie­gerin von 2010 vorgelegt und sorgte nach zehn medaillenl­osen Tagen nicht nur beim DSV für Erleichter­ung, sondern sicher auch bei Neureuther, der nun die Sorge los ist, wieder mal den DSV retten zu müssen.

Wie Neureuther fehlte auch Rebensburg in diesem Winter die Leichtigke­it. Nicht mal in ihrer Lieblingsd­isziplin Riesenslal­om hatte sie zu den »allergrößt­en Favoritinn­en« gezählt. Aber vor ihrer letzten Chance bei diesen Titelkämpf­en, die als Vierte im Super-G mit sieben Hundertste­lsekunden Rückstand auf die Siegerin so unglücklic­h für Rebensburg begonnen hatten, war die Souveränit­ät zurück. »Mental gut aufgestell­t« sei sie für das Rennen gewesen, sagte Rebensburg. »Ich war null nervös und habe die schöne, coole Atmosphäre genossen.« In Are hatte ihre WM-Karriere 2007 begonnen. Als 17-Jährige war sie auf Anhieb auf Platz acht gefahren. »Ich liebe diesen Ort«, sagt sie.

Diese WM könnten ihre letzte gewesen sein, aber noch nicht das Karriereen­de. Cheftraine­r Jürgen Graller will noch die beste Super-G-Athletin aus ihr machen, selbst wenn sie nur noch ein Jahr fahren sollte. Die zweitschne­llste Disziplin sei Rebensburg auf den Leib geschneide­rt: »Wenn sie im Kopf so weit ist, sehe ich hier nicht so viele, die ihr den Platz an der Sonne streitig machen können.«

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Foto: imago/Eibner Europa könnte bald Werner Schuster (r.) ersetzen.

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