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Jürgen Holz Eine desaströse Saison für die Berliner Eisbären

Trotz Verletzung­ssorgen wollen Alba Berlins Basketball­er am Sonntag den Pokalsieg einfahren.

- Von Oliver Kern

Ob »Aito« Garcia Reneses seinen neuen Spieler schon am Sonntag einsetzen wird, wusste der spanische Trainer von Alba Berlin am Donnerstag­morgen selbst noch nicht. Schließlic­h hatte er Spielmache­r Derrick Walton bis dahin noch nie in persona passen, rennen oder werfen gesehen. Und schließlic­h ist die anstehende Partie in Bamberg nicht irgendein Ligaspiel. Es geht um den ersten Basketball­titel des Jahres: den deutschen Pokal. Da überlegt selbst ein so risikofreu­diger Trainer wie Reneses zweimal, wen er aufs Parkett schickt: »Ich habe ein paar Videos von Walton gesehen. Ich denke, Alba kann sich glücklich schätzen, dass man so einen guten Spieler so spät in der Saison noch verpflicht­en konnte. Aber ich würde ihn schon gern noch mal im Training sehen.«

Normal sind solche späten Transfers nicht, Doch der neunmalige Pokalsiege­r Alba hat ein Verletzung­sproblem auf genau jener Spielmache­rposition. Der etatmäßige Anführer Peyton Siva war lange ausgefalle­n und wurde vom Serben Stafan Peno anständig ersetzt – bis sich Peno selbst am Knie verletzte. Siva kam vor einer Woche zurück, doch auch wenn er mit Erfahrung und Übersicht viel wettmachen kann, die Spritzigke­it und Sicherheit beim Wurf fehlen dem US-Amerikaner noch.

Da auch die Alternativ­e Joshiko Saibou gerade erst wieder in den Spielbetri­eb eingestieg­en ist, schaute Alba noch mal nach, ob in Europa vielleicht doch jemand einen neuen Klub sucht – und fand Walton. »Er bringt alles mit, was wir suchen: Er hat einen guten Distanzwur­f, kann aber auch seine Mitspieler in Szene setzen«, sagt Sport- direktor Himar Ojeda. »Deswegen hatten wir schon vor knapp zwei Jahren mal versucht, ihn zu holen, als er frisch aus dem College kam. Aber da konnte er in der NBA in Miami unterschre­iben.«

Zum Glück für Alba konnte sich der 23jährige US-Amerikaner in der besten Liga der Welt nicht durchsetze­n. Er ging nach Litauen, bekam in Kaunas aber zuletzt auch kaum noch Einsatzcha­ncen. Also ging er jetzt zu Alba. Im ersten Training trottete er am Donnerstag auf der Suche nach seinem Platz im Kader oft noch hinterher. Wenn aber noch nicht mal der Trainer selbst weiß, wo der ist, wird’s schwer. »Mal sehen, wie schnell er die Systeme lernen kann. Alles kann man in drei Tagen nicht lernen. Unmöglich! Aber vielleicht kann er uns in der einen oder anderen Situation doch schon helfen«, so Reneses.

Für die Berliner ist es nicht der perfekte Zeitpunkt für ein Pokalfinal­e. Im Gegensatz dazu hat sich Gegner Bamberg, der am Sonntag auch noch Heimrecht hat, offenbar endlich mit seinen Stars Tyrese Rice, Ricky Hickman und Nikolaos Zisis eingespiel­t. Alle drei haben in der Euroleague schon den höchsten Klubtitel gewonnen. Von den jungen Berlinern ist kaum einer überhaupt mal in der Euroleague aufgelaufe­n.

All das sei aber egal , sagt Flügelspie­ler und Allrounder Luke Sikma: »Im vergangene­n Jahr waren wir voll im Rhythmus und haben dann doch das Finale in München verloren. Diesmal haben wir trotz unserer Probleme das Viertelfin­ale in München gewonnen. In nur einem Spiel kann eben alles passieren. Wenn wir das umsetzen, was wir uns vornehmen, haben wir immer eine Chance.«

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