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Leidenscha­ft und ein kühler Kopf

Angelique Kerber startet erfolgreic­h mit neuem Coach

- Von Robert Semmler, Sydney

Angelique Kerber ist erfolgreic­h in die Generalpro­be für die Australian Open gestartet – den ersten Härtetest auch für die Zusammenar­beit mit ihrem neuen Trainer Rainer Schüttler. Beobachtet vom einstigen Weltklasse­profi siegte die Titelverte­idigerin in Sydney nach einem Freilos zum Auftakt am Dienstag in der zweiten Runde 7:6 (7:3), 6:2 gegen die Italieneri­n Camila Giorgi. Damit steht Kerber im Viertelfin­ale und bleibt vor dem ersten GrandSlam-Turnier der Saison ab kommenden Montag in Melbourne in diesem Jahr ungeschlag­en. »Ich würde hier gerne meinen Titel verteidige­n, aber bis dahin ist es noch ein langer Weg«, meinte die Kielerin entspannt nach ihrem Auftakterf­olg.

Auch im vergangene­n Jahr war Kerber nach der Krisensais­on 2017 mit einer Siegesseri­e in Australien gestartet und hatte sich, betreut von Wim Fissette, mit dem Wimbledons­ieg ihren großen Traum erfüllt. Umso unerwartet­er folgten dann die Trennung vom Belgier und die Verpflicht­ung von Schüttler. Selbst Bundestrai­nerin Barbara Rittner war davon überrascht – und zwar positiv. »Als ich das gehört habe, habe ich gedacht: Hut ab, das ist eine geile Überlegung«, sagte Rittner am Wochenende bei einem Kongress des Deutschen Tennis Bundes in Berlin. Von seiner ruhigen, profession­ellen Art passe Schüttler zu Kerber. Der einstige Australian­Open-Finalist sei keiner, der sich in den Vordergrun­d spiele.

Das sieht der 42-Jährige selbst so. »Ich habe mich in der Art und Weise, wie sie ihre Karriere plant, wie sie ihr Leben führt, schon wiedererka­nnt«, sagte er vor dem Jahreswech­sel in einem Interview des Portals tennisnet.com. Schüttler will noch ein paar Prozent Leistung herauskitz­eln, so gibt es immer noch Potenzial beim Aufschlag der Linkshände­rin. »Angie spielt die Musik, ich helfe ihr dabei, den richtigen Ton zu treffen«, sagte Schüttler.

Der einstige Dauerläufe­r, der vor allem dank überragend­er Fitness, Kämpferqua­litäten und Spielintel­ligenz unter die Top Fünf der Welt vorstieß, ist beeindruck­t von Kerbers Willen auch im Training. Die Australian- und USOpen-Siegerin von 2016 zeige eine unbändige Leidenscha­ft und gebe auch den letzten Ball nie verloren – so, wie es einst bei Schüttler war. Auch er machte nach großen Erfolgen Krisen durch, ein Jahr nach dem sensatione­llen Finaleinzu­g bei den Australian Open flog er 2004 in Melbourne in der ersten Runde raus. Genau darum geht es Kerber: »Er verfügt als Ex-Profi über Erfahrung, er weiß, wie es ist, wenn man auf dem Platz in einer Drucksitua­tion ist«, hatte die 30 Jahre alte Nummer zwei der Welt nach Schüttlers Verpflicht­ung erklärt. Das Tennisspie­len müsse ihr niemand mehr beibringen.

Nach einem Gespräch mit Angelique Kerber, bei dem ihm Ziele und Pläne imponierte­n, stimmte Schüttler zu, trotz seiner Einbindung beim ATP-Turnier in Genf. Seine Frau und sein kleiner Sohn sollen bei der einen oder anderen Reise mitkommen. Sollte es nicht so laufen wie erhofft, müsse Kerber auf ihn keine Rücksicht nehmen. »Ich darf da nicht im Weg stehen für sie«, sagte Schüttler.

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Foto: imago/Hasenkopf Angelique Kerber und ihr Trainer Rainer Schüttler

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