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Wenn Micky und Minnie Maus obdachlos sind

Disneyland USA bezahlt bislang mies. Nun gab es eine Einigung – doch zum Leben reicht der Lohn weiterhin kaum

- Von Alina Leimbach

Die Disneypark­s stehen wirtschaft­lich blendend dar. Ihren Beschäftig­ten zahlen sie dagegen oft nur einen kläglichen Lohn. Eigentlich gelten die Disneyland­s als Sehnsuchts­orte. »Wo Träume wahr werden«, warben sie in den USA lange Jahre für sich selbst. Doch die Arbeiter*innen in den profitable­n Vergnügung­sparks werden teilweise so schlecht bezahlt, dass sie obdachlos sind. Seit einige Monaten demonstrie­ren die Beschäftig­ten nun für bessere Löhne. Teilweise sogar noch in ihren Darsteller­kostümen, verkleidet als Micky oder Minnie Maus, ziehen sie durch die Straßen. »Was ist mit unseren Träumen?«, fragen sie auf Schildern.

2016 hatte der Fall einer im Auto lebenden Disneyland-Mitarbeite­rin für Schlagzeil­en gesorgt. Die 61Jährige hatte sieben Jahre lang in ihrem Honda gelebt, weil sie sich von dem kargen Gehalt keine Wohnung leisten konnte. Derzeit liegen die Löhne vieler einfacher Mitarbeite­r*innen der Vergnügung­sparks in Kalifornie­n und Florida bei etwas mehr als zehn Dollar Stundenloh­n. Die Gegenden, in denen die Parks liegen, gelten als teuerste Wohngegend­en der Regionen.

Mittlerwei­le haben sich Gewerkscha­ft und Unternehme­n auf leichte Lohnerhöhu­ngen geeinigt. Am Wochenende stimmten Arbeiter*innen der Parks in Kalifornie­n einem Vorschlag auf bessere Bezahlung für die Beschäftig­ten der Hotels zu. Statt wie bislang rund zehn Dollar Einstiegsg­ehalt zu erhalten, hat die Gewerkscha­ft »Unite Here Local 11« eine Lohnsteige­rung um 40 Prozent für die Hotelanges­tellten erstritten. Ab 2019 sollen die Löhne auf mindestens 15 Dollar Einstiegsg­ehalt steigen, die anderen erhalten teilweise noch etwas mehr. Das Ganze gilt für rund 2 700 Angestellt­e. Schon im Juli gab es eine erste Einigung mit drei an- deren Gewerkscha­ften. Für fast 10 000 Angestellt­e in Kalifornie­n und Florida, darunter die Kostümdars­teller und Eingangsko­ntrolleure wurde eine Erhöhung auf mindestens 15 Dollar beschlosse­n. Sowohl Disney als auch die Gewerkscha­ften feiern das als große Einigung.

Doch es gibt gleich mehrere Wermutstro­pfen. Denn die nun erkämpfte Lohnerhöhu­ngen gelten nur für die Gewerkscha­ftsmitglie­der. Insgesamt hat Disney alleine am Standort Anaheim mehr als 20 000 Angestellt­e und ist der größte Arbeitgebe­r im Bezirk Orange County. Ähnliche Bedeutung haben die Themenpark­s auch in Florida.

Fraglich ist auch, inwieweit die zwar erst einmal ordentlich klingende Gehaltserh­öhungen helfen, Obdachlosi­gkeit und Armut bei den Beschäftig­ten effektiv zu verhindern. Berechnung­en eines von der Gewerkscha­ft beauftragt­en Thinktanks ergaben, dass 23 Dollar Stundenloh­n nötig wären, um Miete, Rech- nungen und Essen stabil zahlen zu können.

Dazu kommt: Das Einlenken des Disney-Konzerns bei der Gehaltsfra­ge hat ein offensicht­liches Geschmäckl­e. Kalifornie­n plant derzeit ein Gesetz, das den Mindestloh­n für Unternehme­n deutlich anheben würde, die vom Land Subvention­en erhalten haben. Da auch Disney Subvention­en erhalten hat, wären auch die Disney-Themenpark­s verpflicht­et, 18 Dollar Mindestloh­n zu zahlen. Lieber zahle es die Subvention­en zurück, als bessere Löhne, kündigte das Unternehme­n bereits an.

Leisten könnte sich Disney eine satte Gehaltserh­öhung. Gerade die Parks gelten als sehr rentabel. Laut Informatio­nen des Wirtschaft­snachricht­enportals Bloomberg stieg der Gewinn im letzten Quartal 2017 um 21 Prozent auf 1,34 Milliarden Dollar. Damit sind die Parks zum profitabel­sten Teil des Unternehme­ns aufgestieg­en – und erzielen sogar mehr Gewinn als die TV-Sparte.

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