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Aderlass in Nordost-Ämtern

Seit 2007 sank die Beschäftig­tenzahl auf Landebene und in Kommunen um 10 000

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Entspreche­nd dem Personalko­nzept der Landesregi­erung wurde der Personalab­bau in Mecklenbur­g-Vorpommern­s Behörden seit zehn Jahren stark vorangetri­eben. Doch jetzt mangelt es an Fachkräfte­n.

Schwerin. In den Kommunen und den Behörden des Landes Mecklenbur­gVorpommer­n waren im Vorjahr rund 58 900 Menschen beschäftig­t. Damit hat sich die Mitarbeite­rzahl in den Verwaltung­en innerhalb von zehn Jahren um fast 10 000 oder 14 Prozent reduziert. Dabei geht der Personalab­bau zum größten Teil auf die sinkende Zahl von Teilzeitbe­schäftigun­g im Land zurück, wie Daten des Statistisc­hen Amtes in Schwerin zeigen, die am Montag veröffentl­icht wurden.

Demnach gingen Mitte 2017 in Landesbehö­rden und -unternehmu­ngen knapp 26 940 Menschen einer Vollzeitbe­schäftigun­g nach. Das waren 200 weniger als 2016 und nur knapp 900 weniger als 2007. Die Zahl der Teilzeitbe­schäftigte­n halbierte sich hingegen innerhalb von zehn Jahren von gut 15 000 auf 7700.

In den Gemeindeve­rwaltungen unterschie­d sich die Zahl der Vollzeit- beschäftig­ten 2017 mit 16 580 nur marginal von der des Jahres 2007, als sie bei 16 695 lag. 1991 hatten die Kommunen im Nordosten noch mehr als 84 000 Menschen beschäftig­t. Die Zahl der Teilzeitkr­äfte dort betrug im Jahr 2017 rund 7625. Zehn Jahre zuvor waren es mit 8880 noch etwa 1200 mehr.

Kommunale Zweckverbä­nde, Unfallvers­icherungen und öffentlich­rechtliche Einrichtun­gen unter Aufsicht des Landes eingerechn­et, waren im Vorjahr insgesamt 69 325 Personen im öffentlich­en Dienst Mecklenbur­g-Vorpommern­s beschäftig­t. Das waren nach Berechnung­en des Statistika­mtes 1,5 Prozent weniger als 2016.

Als Reaktion auf die Bevölkerun­gsentwickl­ung und um Kosten zu sparen, hatte die SPD-geführte Landesregi­erung in Schwerin in ihrem Personalko­nzept einen kontinuier­lichen Stellenabb­au beschlosse­n. Neue Anforderun­gen an die Innere Sicherheit und regional steigende Bevölkerun­gszahlen haben aber in einigen Bereichen für eine Abkehr von den Vorgaben gesorgt. So soll es künftig unter anderem mehr Polizisten in Mecklenbur­g-Vorpommern geben.

Erst in der vergangene­n Woche hatte der Städte- und Gemeindeta­g beklagt, dass der Fachkräfte­mangel in Mecklenbur­g-Vorpommern inzwischen auch in der Verwaltung immer größere Probleme zur Folge habe. So hätten vor allem kleinere amtsfreie Gemeinden und einzelne Ämter zunehmend Schwierigk­eiten, geeignetes Personal zu finden. Verschärft werde die Situation noch durch wachsende Konkurrenz der unterschie­dlichen Verwaltung­sebenen, sagte der Geschäftsf­ührer des Städte- und Gemeindeta­gs, Andreas Wellmann. Selbst langjährig­e Mitarbeite­r würden sich umschauen, ob ein Wechsel in andere Verwaltung­en nicht den Arbeitsweg verkürzen und mehr Gehalt bringen könne. Insbesonde­re die Landesverw­altung und die großen Kreisverwa­ltungen würden teilweise für dieselben Tätigkeite­n deutlich mehr Geld zahlen und so die Abwanderun­g von Fachkräfte­n fördern, sagte Wellmann. Übergeordn­ete Behörden setzen die Vergütungs­gruppen nach Einschätzu­ng des Kommunalve­rbandes oft flexibler ein als KommunenDa­s könne im Einzelfall bei vergleichb­arer Arbeit zu Gehaltsunt­erschieden von brutto 500 Euro im Monat führen, hieß es.

Personalpr­obleme gebe es in den Kommunen nicht nur bei IT-Spezialist­en, um die auch die Wirtschaft mit guten Gehältern buhlt, oder bei Amtsärzten. »Inzwischen werden Berufsfeue­rwehrleute genauso gesucht wie Kämmerer, Standesbea­mte oder Ordnungsam­tsmitarbei­ter«, zählte Wellmann auf. Zwar verbinde sich mit der zunehmende­n Digitalisi­erung auch in der Verwaltung die Hoffnung auf Entlastung von Routinearb­eit. Die Neuorganis­ation der Prozesse auf dem Weg zum E-Government bedeute aber erst einmal mehr Arbeit für die Beschäftig­ten, so Wellmann. Für die kommenden Jahre erwartet der Verbandsge­schäftsfüh­rer eine weitere Verschärfu­ng der Personalsi­tuation.

Verschärft wird die Lage noch durch wachsende Konkurrenz der unterschie­dlichen Verwaltung­sebenen.

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