nd.DerTag

»Unsere Enkel fechten es besser aus!«

Hans Modrow über eine Idee, mit dem »nd« Solidaritä­t zu üben

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Die Zukunft des »nd« sieht keineswegs rosig aus. Der Vorsitzend­e des Ältestenra­tes der LINKEN hat Ideen, wie es weitergehe­n kann.

Die Tageszeitu­ng »neues deutschlan­d« existiert seit nunmehr 72 Jahren. Entstanden aus einem antifaschi­stischen Grundansat­z, hat sie nach 1989 einen gründliche­n Wandel durchgemac­ht, musste viele Klippen umschiffen, wobei auch immer wieder ihre Existenz infrage stand. Dass es sie bis heute gibt, verdankt die Zeitung nicht zuletzt der Solidaritä­t ihrer Abonnentin­nen und Abonnenten. Zugleich mussten und müssen sich Verlag und Redaktion immer nach der Decke strecken, können zum Beispiel nur ca. 60 Prozent des Tariflohns zahlen. Auch die Solidaritä­t im Unternehme­n selbst, die Bereitscha­ft und Überzeugun­g der beim »nd« tätigen Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r, trotz vergleichs­weise geringer Mittel eine linke Qualitätsz­eitung machen zu können und machen zu wollen, hat dem »nd« bislang seine Existenz gesichert.

Die Zukunft ist dennoch nicht rosig. Die Leserschaf­t des »nd« hat ein sehr hohes Durchschni­ttsalter, und es fehlen einfach die finanziell­en Mittel, um die aus »natürliche­n« Gründen entstehend­en Abonnenten­verluste auszugleic­hen oder gar in noch größerem Umfang neue Leserinnen und Leser hinzuzugew­innen. Zumal der Zeitungsma­rkt sich insgesamt in einer Krise befindet und die Bedeutung von Tageszeitu­ngen in jüngeren Altersgrup­pen rapide zurückgega­ngen ist. Aus Gesprächen mit der Verlags- und Redaktions­leitung weiß ich, dass sich angesichts einer aktuell verkauften Auflage von knapp 25 000 Exemplaren täglich der Jahresetat für die Produktion der Zeitung kontinuier­lich verringert und dass das »nd« erneut um seine Existenz kämpfen muss. Dieser Kampf muss gewonnen werden, denn das »nd« ist nicht nur einfach eine Zeitung, die zur Meinungsvi­elfalt in diesem Land gehört, sondern auch und speziell für die politische Linke in Deutschlan­d ein erhaltensw­ertes politische­s Projekt.

Darum, um die Zukunftssi­cherung des »nd«, geht es mir. Ich bin in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden. Seit 1949 Leser dieser Zeitung habe ich ihr Auf und Ab erlebt. Je mehr die Redaktion das »Ohr am Leser« hatte, je näher war sie mit unserem eigenen Denken und Empfinden verbunden. Die Zeitung »neues deutschlan­d« steht für so vieles, wofür wir ältere Generation­en gekämpft haben. Deshalb muss sie erhalten bleiben. Natürlich wissen wir: Unser Leben ist endlich. Aber viele Leserinnen und Leser meiner Generation möchten, dass »neues deutschlan­d« auch ihren Enkeln erhalten bleibt. Und wie in den Jahren seit 1990 kann dies die Zeitung nur mit unserer Hilfe erreichen.

Wie könnte das zu schaffen sein? Vielleicht dadurch, dass wir Alten unser »nd« direkt oder mittelbar an unsere nachfolgen­den Generation­en »vererben« … Dies könnte natürlich über Nachlassve­rfügungen geschehen oder im Voraus bezahlte Geschenkab­os oder durch Spenden von finanziell­en Beträgen, die die Produktion eines Ein- oder Zweijahres­abos gewährleis­ten würden, also Beträge in einer Größenordn­ung von 400 bzw. 800 Euro. Dies könnte ohne Lieferbedi­ngungen erfolgen oder aber auch konkret mit der Verpflicht­ung für den Verlag verbunden wer-

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Foto: nd/Ulli Winkler Keine Frage: Wir brauchen Abonnenten!

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