nd.DerTag

Für Russlands Sportler wird es ungemütlic­h

- Von Jirka Grahl

Selbst Zyniker dürften aufhorchen: Nächsten Dienstag will das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) mitteilen, ob russische Athletinne­n und Athleten an den Winterspie­len 2018 teilnehmen dürfen oder ob das ausgeklüge­lte Dopingsyst­em, das der russische Sport vor und bei Olympia in Sotschi 2014 betrieb, mit milderen Strafen sanktionie­rt werden kann.

Und all jenen, die bisher nur abwinkten und davon ausgingen, das IOC werde der betrügeris­chen Sportgroßm­acht mit einer deftigen Geldstrafe und einer symbolisch­en Handlung wie etwa dem Start unter neutraler Flagge einen Weg nach Pyeongchan­g ebnen, ist ein Stück Gewissheit genommen: Die Urteilsbeg­ründung der sogenannte­n OswaldKomm­ission des IOC im Fall des russischen Langlaufol­ympiasiege­rs Alexander Legkow, der Anfang November wegen Dopings lebenslang von Olympische­n Spielen ausgeschlo­ssen wurde, enthält Aussagen, die man in solcher Klarheit bisher noch nicht aus Lausanne vernommen hat.

So verbergen sich in dem 46Seiten-Urteil mit seinen 495 Unterpunkt­en Formulieru­ngen, wie sie in dieser Klarheit zwar schon von der Welt-Antidoping-Agentur, nicht aber vom IOC zu vernehmen waren: 1. Whistleblo­wer Grigori Rodtschenk­ow sagt die Wahrheit – was immer auch die Motive für seine Aussagen sind. 2. Die Manipulati­onen an den Proben von Sotschi sind passiert; dass es sie gab, ist mit neuen forensisch­en Tests untermauer­t worden. 3. Es stehen wahrschein­lich noch Hunderte Anhörungen von russischen Athleten aus, weswegen WADASonder­ermittler Richard McLaren zu Einzelfäll­en wie dem von Legkow nicht persönlich angehört werden musste.

Dass die Russen in Pyeongchan­g 2018 dabei sein werden, ist seit Montagaben­d unwahrsche­inlicher denn je. Nicht wegen des Boykotts, den sie für den Fall angedroht haben, dass sie nur unter neutraler Flagge antreten dürfen, sondern erstaunlic­herweise wegen der Konsequenz des IOC.

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