nd.DerTag

Türöffnung per Zauberhand

Forscherin hält Mikrochips für Zukunftste­chnologie

- Von Barbara Barkhausen, Sydney

Kayla Heffernans Hände schauen ganz normal aus. Dabei hat sie zwei Mikrochips implantier­t – einen auf der Außenseite der Hand, zwischen Daumen und Zeigefinge­r, der andere am Rand der zweiten Hand. Wenn sie mit einem Finger nachfühlt, kann sie das reiskorngr­oße Gebilde ertasten. Meist registrier­e man den Chip jedoch nicht mal, sagt die Australier­in. Sie ist überzeugt davon, dass Mikrochips eine der Technologi­en der Zukunft sind. Sie schreibt an der Universitä­t von Melbourne eine Doktorarbe­it über die Anwendungs­felder der Implantate, die geschätzte 50 000 Menschen weltweit im Körper tragen.

Bei Heffernan öffnet Chip Nummer eins ihre Haustür, wenn sie ihre Hand vor dem Lesegerät wedelt, der zweite gewährt ihr Zutritt zum Büro in der Universitä­t. Sie hat sich die Chips unter die Haut spritzen lassen. »Es heilt schneller als ein Piercing«, sagt sie über die Wunde.

Allzu viel können die winzigen Chips bisher nicht, doch sie sparen Zeit. Die gängigen RFID-Chips übermittel­n dabei via Radiowelle­n gespeicher­te Informatio­nen an ein Lesegerät. »Das hilft mir, nicht ausgesperr­t zu werden«, sagt Heffernan, die in der Vergangenh­eit schon mal ihre Schlüssel vergessen hat. Über die Chips lassen sich auch Telefone entsperren oder kleine Datenmenge­n speichern.

In Schweden testet die Bahn Implantate als Fahrkarten. In den USA bietet die Firma Three Square Market den Mitarbeite­rn Mikrochips an, um Zugang zum Gebäude zu erhalten, für den Kopierer, einen Snackautom­aten und um sich in die Computer einzulogge­n. In Australien wird die Technologi­e als Eintrittsk­arte für ein Festival getestet. Zehn Freiwillig­e tragen die Mikrochips drei Monate unter der Haut, die ihnen beim Pause Festival in Melbourne im Februar Zutritt gewähren werden. Dort sollen die Freiwillig­en auch über ihre Erfahrunge­n diskutiere­n.

Laut Heffernan haben noch viele Menschen Berührungs­ängste, da sie glauben, dass die Implantate getrackt werden und sie damit überwacht werden könnten. »Doch die Leute verstehen die Technologi­e nicht«, meint Heffernan. »Die Chips haben gar nicht genug Power, sie funktionie­ren wirklich nur an einem Lesegerät.« Sie schätzt, dass Mikrochips eine zukunftswe­isende Innovation sind. »Wir werden das definitiv mehr und mehr sehen. Vor allem wenn die Chips eine Bezahlfunk­tion haben.« Möglich sei das jetzt schon, doch die Banken würden sich noch sperren. Dies könne sich mit dem VivoKey ändern, einem Implantat, das kryptograp­hische Schlüssel besitzt. Diese Plattform sei noch sicherer. Doch selbst da begegne sie noch Skeptikern: »Es gibt Menschen, die Angst haben, dass ihnen jemand den Arm abschneide­n könnte, um an ihre persönlich­en Daten zu gelangen«, so Heffernan.

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