nd.DerTag

Gemäßigt in Seoul

US-Präsident für einen »Deal« mit Nordkorea

- Von Susanne Steffen, Tokio

In Südkoreas Hauptstadt Seoul gab sich US-Präsident Donald Trump gemäßigter als zu Beginn seiner Asienreise in Tokio. Er hoffe »bei Gott«, dass er das Militär nicht gegen Nordkorea einsetzen müsse, sagte Trump am Dienstag auf einer Pressekonf­erenz mit Südkoreas Präsidente­n Moon Jaein. »Ich denke, es macht Sinn für Nordkorea, sich an den Tisch zu setzen und einen Deal zu machen, der sowohl für das nordkorean­ische Volk als auch für die Welt gut ist«, so Trump wörtlich.

Das sind ungewöhnli­ch sanfte Töne für den sonst so martialisc­h drohenden US-Präsidente­n, der Nordkoreas jungen Machthaber Kim Jong-un gern als kleinen »rocket man« (Raketenman­n) bezeichnet. Immer wieder betont Trump auch, dass er ein militärisc­hes Eingreifen der USA nicht ausschließ­t. Noch am Montag hatte der US-Präsident während seines Besuchs bei Japans ultrakonse­rvativem Premier Shinzo Abe in Tokio gedroht, Japan könne Nordkoreas Raketen mit Hilfe von amerikanis­chem Equipment jederzeit »vom Himmel schießen«.

Während Abe voll hinter Trumps Nordkoreak­urs steht, hat Moon die südkoreani­sche Präsidente­nwahl mit dem Verspreche­n gewonnen, den Dialog mit dem Norden auszubauen. Eine militärisc­he Lösung, die möglicherw­eise auch in Südkorea Opfer fordern würde, lehnt Moon strikt ab.

Offenbar wollte Trump verhindern, dass diese Differenze­n das Bild der Einigkeit und Stärke gegenüber Pjöngjang trüben. Die beiden Präsidente­n verständig­ten sich darauf, ihre militärisc­he Allianz weiter zu stärken. Unter anderem verkündete­n sie die endgültige Übereinkun­ft, dass es für südkoreani­sche Raketen künftig keine Obergrenze für die Sprengladu­ng mehr geben wird.

Außerdem werde Südkorea »Milliarden von Dollar« für den Kauf von Militärequ­ipment aus den USA ausgeben, so Trump. Ob Trump und Moon allerdings bereits einen konkreten Deal ausgehande­lt haben, ist unklar.

»Nordkorea ist eine weltweite Bedrohung und bedarf weltweiten Handelns«, sagte Trump mit Blick auf China, Nordkoreas wichtigste­n Verbündete­n. Trump und Moon forderten Peking und auch Moskau auf, ihren Druck auf Pjöngjang zu erhöhen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany