nd.DerTag

Demokratis­cher Massenaufs­tand

Raul Zelik über die Chancen des katalanisc­hen Unabhängig­keitskampf­es

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Der spanische Staat hat mit der Verhaftung von 13 Mitglieder­n der katalanisc­hen Regierung faktisch den Ausnahmezu­stand verhängt. Mit aller Macht will er das Unabhängig­keitsrefer­endum verhindern. Doch die Reaktion der Bevölkerun­g zeigt, dass es längst nicht mehr um die Frage Spanien oder Katalonien geht – sondern um die Demokratie.

Zehntausen­de strömten spontan vor den von der Guardia Civil durchsucht­en Ministerie­n zusammen und verhindert­en, dass die Verhaftete­n abtranspor­tiert werden konnten. Die Proteste trugen Züge einer demokratis­chen Revolution. Jetzt rufen auch die föderalist­ischen Linksparte­ien Catalunya En Comú, Podemos und Izquierda Unida zur Wahl auf.

Die These, dass es der Unabhängig­keitsbeweg­ung um finanziell­e Vorteile gehe, wird damit immer weniger haltbar. Denn die Gründung einer katalanisc­hen Republik und die Ausarbeitu­ng einer neuen Verfassung wird von vielen als Chance für den Ausbau der sozialen und demokratis­chen Rechte gesehen. Zudem hofft man, die seit dem Franquismu­s von der autoritäre­n Rechten kontrollie­rten Polizei- und Justizappa­rate entmachten zu können. Die Nationalfa­hnen mögen irritieren, aber was in Katalonien stattfinde­t, ist ziviler Ungehorsam, ein echter Massenaufs­tand für Demokratie und Antifaschi­smus.

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