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Gülle und Mist für die Steckdose

- Von Burkhard Fraune dpa

Erneuerbar­e Energie vom Acker – das klang verheißung­svoll. Doch die Mais-Monokultur­en wuchsen, der Biogas-Ausbau wurde gedrosselt. Dabei gibt es zum Mais eine Alternativ­e. Sie ist braun, blubbert, stinkt – und bringt gutes Geld. Michael Hauser späht durch ein Bullauge auf Gülle und Mist in seiner Biogasanla­ge. Fünf Meter hoch steht der übelrieche­nde Cocktail und gärt. 1100 Schweine und 250 Rinder hält der Biobauer in Lanke (Barnim), doch jeden fünften Euro verdient der Schwabe mit ihren Hinterlass­enschaften. Daraus wird Biogas, mit dem er auf seinem Hof Strom für 200 Haushalte erzeugt.

Acht Prozent des deutschen Ökostroms kommen aus Biogas. »Meiner Meinung nach gehört hinter jeden größeren Viehstall so eine Biogasanla­ge«, sagt der Landwirt Hauser. Elektrisch­e Energie aus Gülle, Treibstoff aus Müll und Wärme aus überschüss­igem Strom als Ersatz für Kohle und Erdgas.

Doch gerade beim Biogas hat der Bund den Ausbau der Erneuerbar­en Energien zuletzt gedrosselt. Es gilt als relativ teuer, und in den meisten Anlagen wird Mais vergoren. Doch Mais ist auch Nahrung, und seine Monokultur­en bedrohen die Artenvielf­alt.

»Wir haben nahezu eine Vollbremsu­ng hingelegt«, sagt Horst Seide, Präsident des Fachverban­ds Biogas. Künftig müssen sich Betreiber in Ausschreib­ungen behaupten, um gefördert zu werden. Es sei ein Umbruch. »Ohne eine Kombinatio­n aus verschiede­nen Erlösquell­en werden es die Biogasbetr­iebe schwer haben.« Um ihre Anlagen rentabel zu halten, nutzten immer mehr Betriebe auch Wärme oder lieferten Biogas als Kraftstoff. Wie das funktionie­rt, zeigt die Berliner Müllabfuhr. Mit aus Abfall aus Biotonnen gewonnenem Gas betankt die Stadtreini­gung 150 Müllwagen.

Wie ein Wäschetroc­kner summt derweil auf dem Bio-Gut in Lanke die Biogasanla­ge. Ein Luftgebläs­e sorgt dafür, dass die dunkelgrün­e Gummikuppe­l der Anlage gewölbt bleibt. Bauer Hauser hat den Hof vor zehn Jahren von den Berliner Stadtgüter­n übernommen und auf Öko-Landbau umgestellt. Die Gasanlage ist darauf abgestimmt: Es kommt nur rein, was auf dem Hof anfällt. Neun Tonnen Kuh- und Schweinemi­st kippt er täglich in einen gewaltigen Trichter. Knapp drei Monate vergärt der Dung bei 40 Grad in dem großen Betonbotti­ch. Das Gas treibt einen Lkw-Motor an, der den Strom erzeugt. Die Abwärme des Motors will er künftig nutzen, um Getreide zu trocknen und sein Wohnhaus zu heizen. Damit könnte der Bauer noch mehr Energieaus­gaben reduzieren.

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