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Trump distanzier­t sich von Sessions

US-Präsident kritisiert Verhalten des Justizmini­sters in Russland-Affäre

- Von Klaus Joachim Herrmann

Washington. Ein halbes Jahr nach dem Amtsantrit­t von US-Präsident Donald Trump hängt die Russland-Affäre als dunkler Schatten über ihm: Wegen des Verhaltens von Justizmini­ster Jeff Sessions in der Affäre distanzier­te sich Trump mit deutlichen Worten von dem Minister. Zudem wurde eine Befragung von Präsidente­nsohn Donald Trump junior und dem früheren Wahlkampfm­anager Paul Manafort im US-Senat angekündig­t.

Trump nutzte ein Interview mit der »New York Times« für seine scharfe Kritik an Sessions’ Verhalten in der Russland-Affäre. »Wie kann man einen Job übernehmen, wenn man sich selbst für befangen erklärt«, sagte der USPräsiden­t. Wenn Sessions dies vor seiner Ernennung zum Minister getan hätte, »hätte ich gesagt, danke, Jeff, aber ich werde dich nicht nehmen«. Sessions hatte sich als Senator und Wahlkampfb­erater Trumps mehrmals mit dem russischen Botschafte­r Sergej Kisljak getroffen. Dass er dies beim Nominierun­gsverfahre­n im Senat verschwieg, erregte Argwohn.

Nach Art absoluter Fürsten straft US-Präsident Donald Trump seinen Justizmini­ster mit öffentlich­em Gunstentzu­g. Wenn er das gewusst hätte, würde er Jefferson Beauregard Sessions III nicht ernannt haben, klagt sein Dienstherr, und sieht sich von dem 70Jährigen im Stich gelassen. Sessions, der am 8. Februar als Justizmini­ster bestätigt worden war, versucht eben etwas zu hartnäckig, sich aus der Russland-Affäre irgendwie rauszuhalt­en.

Dass der langjährig­e Senator für Alabama, frühere Bundesstaa­tsanwalt und Wahlkämpfe­r wegen trotz Nachfragen unerwähnte­r Treffen mit Russlands US-Botschafte­r Sergej Kisljak schon längst in der Affäre drinsteckt­e, suchte er dabei zu einem Vorteil zu nutzen. Unterstell­te heimliche Absprachen mit Russland wies der promoviert­e Jurist und Rechtsanwa­lt vor einem Senatsauss­chuss allerdings als »schockiere­nde und abscheulic­he Lüge« zurück.

Sessions plädierte auf Befangenhe­it und ging damit auf Distanz zum geplagten Chef. So ist Sessions von Amts wegen zwar zuständig für das FBI, will mit dessen Ermittlung­en in dieser heiklen Sache aber nichts zu tun haben. »Wie kann man einen Job annehmen und sich dann wegen Befangenhe­it zurückzieh­en?«, fragt nun Trump. Der sieht Erwartunge­n bitter enttäuscht.

Dabei hatte alles so schön begonnen. Der als erzkonserv­ativer Hardliner, Folter-Befürworte­r und Gegner von Schwangers­chaftsabbr­üchen bekannte Jeff Sessions gehörte zu den ersten Unterstütz­ern des Kandidaten Trump. Der Rechtsauße­n musste dann gegen erbitterte­n Widerstand als Minister durchgedrü­ckt werden. Noch in den 80er Jahren war sein Traum vom Amt eines Bundesrich­ters geplatzt. Dem Anwärter wurden rassistisc­he Äußerungen und Sympathie für den faschistis­chen KuKlux-Klan zur Last gelegt.

Nun könnte sein letztes politische­s Stündlein geschlagen haben. Trump feuerte wie in seiner TV-Show bereits die kommissari­sche Justizmini­sterin und Generalsta­atsanwälti­n Sally Yates und FBI-Chef James Comey, warum nicht auch den Justizmini­ster.

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Foto: AFP/Jim Watson Justizmini­ster Jeff Sessions ist nicht mehr Trumps Liebling.

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