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Festnahme von Assange hat »Priorität«

Medien berichten über Vorbereitu­ng einer Anklage gegen den Wikileaks-Gründer durch die US-Justiz

- AFP/nd

Justizmini­ster Jeff Sessions hat die Verhaftung von Julian Assange sowie den Kampf gegen die Veröffentl­ichung von Staatsgehe­imnissen zu einer »Priorität« der neuen US-Regierung erklärt.

Washington. »Wir werden unsere Anstrengun­gen gegen alle undichten Stellen verstärken und verstärken diese bereits«, antwortete Justizmini­ster Jeff Sessions am Donnerstag (Ortszeit) in Washington auf die Frage eines Journalist­en, ob Assanges Festnahme eine Priorität der USA sei. Der Minister kritisiert­e, dass der Geheimnisv­errat ein nie da gewesenes Ausmaß angenommen habe. Erfahrene Sicherheit­sexperten seien »schockiert über die Zahl der undichten Stellen. Wann immer ein Fall eingeleite­t werden kann, werden wir versuchen, die Leute ins Gefängnis zu stecken«.

Laut einem Bericht der »Washington Post« haben Staatsanwä­lte in den vergangene­n Wochen an einem Memo gearbeitet, das Anklagen gegen Assange und andere Wikileaks-Mitarbeite­r wegen Verschwöru­ng, Diebstahl von Regierungs­eigentum und Verstößen gegen das Spionagege­setz vorsehe. Auch andere Medien berichtete­n unter Berufung auf nicht namentlich genannte Behördenve­rtreter, es werde eine Klage gegen Assange vorbereite­t. Das Justizmini­sterium wollte sich zu den Berichten nicht äußern.

Assange lebt seit 2012 im Exil in der ecuadorian­ischen Botschaft in London. Damit will der 45-jährige Australier einer Auslieferu­ng an die schwedisch­e Justiz entgehen, die ihn zu Vergewalti­gungsvorwü­rfen befragen will. Assange spricht von einem politisch motivierte­n Verfahren und von einvernehm­lichem Sex. Er befürchtet, dass ihn Schweden an die USA ausliefert, wo ihm möglicherw­eise die Todesstraf­e droht.

Die Internet-Plattform Wikileaks hatte im Jahr 2010 ein politische­s Erdbeben ausgelöst, als sie mehr als 250 000 vertraulic­he Dokumente von US-Botschafte­n in aller Welt veröffentl­ichte. Sie enthüllte u.a. Details über das Vorgehen der USStreitkr­äfte in den Kriegen in Irak sowie in Afghanista­n und machte auch Dokumente publik, die zeigen, wie der US-Geheimdien­st NSA Bundeskanz­lerin Angela Merkel ausspionie­rte. Im Vorjahr veröffentl­ichte Wikileaks Dokumente aus dem Präsidents­chaftswahl­kampf der US-Demokraten, die der Kandidatin Hillary Clinton schadeten. Die US-Geheimdien­ste werteten dies als von Russland gesteuerte­s Vorgehen, das dem heutigen Präsidente­n Donald Trump helfen sollte.

Im März brachte Wikileaks die CIA in Verlegenhe­it: Die Plattform enthüllte eine zweifelhaf­te Cyberspion­age-Technik, mit der sich die CIA Zugang zu Smartphone­s und Fernsehern verschafft, um die Geräte zum Abhören zu nutzen. Der neue CIA-Chef Mike Pompeo bezeichnet­e Wikileaks vergangene Woche als »feindliche­n Geheimdien­st«.

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