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Fünf-Sterne-Eier aus Großbetrie­ben

Mehrere Öko-Geflügelha­lter gründen nach Verbandsst­reitigkeit­en eigenes Biosiegel

- Von Haidy Damm

Nach jahrelange­m Streit über Betriebsgr­ößen und Futtermitt­el gründen die großen Öko-Geflügelha­lter einen neuen Bioverband. Die »BioInitiat­ive« will künftig ein eigenes Zertifikat vergeben.

220 Eier essen Menschen in Deutschlan­d durchschni­ttlich pro Jahr – seit Einführung der Kennzeichn­ungspflich­t 2004 besonders gerne aus Freilandha­ltung und Öko. 2015 kamen etwa zehn Prozent der hierzuland­e produziert­en Eier von rund 4,4 Millionen Biohennen. Um die Nachfrage zu bedienen, stammt ein Großteil inzwischen aus großen Höfen mit bis zu 30 000 Legehennen.

Gerade die Betriebsgr­öße ist in der wachsenden Biobranche stark umstritten. Mehrere Produzente­n von Bioeiern bauen nun offenbar einen neuen Ökoverband mit eigenem Siegel auf. Laut Recherchen der Tageszeitu­ng »taz« schließen sich unter anderem fast alle Betriebe der Fürstenhof-Gruppe der neuen »Bio-Initiative« an. Die Fürstenhof-Betriebe – 13 ökologisch wirtschaft­ende Unternehme­n in Mecklenbur­g-Vorpommern und Brandenbur­g – produziere­n rund 80 Millionen Ökoeier pro Jahr. Sie beliefern unter anderem Rewe und Alnatura.

Caspar von der Crone, Geschäftsf­ührer der »Bio-Initiative«, erklärte demnach, neben der Fürstenhof­Gruppe würden auch der Geflügelun­ternehmer Heinrich Tiemann, Geschäftsf­ührer von Wiesengold Landei aus Niedersach­sen, »und andere« dazukommen. Die ersten Eier mit dem Fünf-Sterne-Logo kämen wahrschein­lich im Mai auf den Markt. Wiesengold Landei und die Fürstenber­gGruppe gehören zu den größten ÖkoGeflüge­lbetrieben Deutschlan­ds.

Vorangegan­gen ist der »Bio-Initiative« der Großbetrie­be ein jahrelange­r Streit um Bestandsgr­ößen und Futtermitt­el, insbesonde­re zwischen dem 1991 in Mecklenbur­g-Vorpommern gegründete­n Biopark-Verband und dem Chef des Erzeugerve­rbundes Fürstenber­g, Friedrich Behrens.

Nachdem der Fürstenhof-Futtermühl­e und der Erzeugeror­ganisation das Biopark-Zertifikat schon Ende 2016 entzogen worden war, hat Biopark Fürstenhof nun ausgeschlo­ssen. Es gebe erhebliche Meinungsve­rschiedenh­eiten mit Friedrich Behrens, zitiert die »Ostsee-Zeitung« Biopark-Geschäftsf­ührerin Delia Micklich: »Wenn jemand nicht einsieht, dass er etwas falsch macht, muss man sich trennen.« Behrens wird vorgeworfe­n, gegen Futterstan­dards verstoßen zu haben. Der Unternehme­r bestreitet dies.

In der neuen »Bio-Initiative« könnte Behrens nun eine Alternativ­e finden. Von der Crone bestätigte, dass Behrens dort mehrere Betriebe zur Zertifizie­rung angemeldet hat.

Denn ganz ohne geht es nicht. Mit der Extrazerti­fizierung können Eieruntern­ehmer ihre Ware zu besseren Preisen verkaufen. Die Siegel sollen Verbrauche­rn signalisie­ren, dass die Hühner besser gehalten werden als in Ställen, die nur den gesetzlich­en EUBio-Standard erfüllen.

Doch wo liegen die Unterschie­de für die Verbrauche­r? Während die Richtlinie­n des Ökoverband­es Bioland höchstens 6000 Tiere vorsehen, ist in den Standards der »Bio-Initiative« keine Höchstgren­ze festgelegt. Außerdem erlaubt Bioland nur 140 Legehennen pro Hektar, bei der »BioInitiat­ive« dagegen sind 230 möglich, allerdings ebenso wie beim Verband Biopark. Die Vorschrift­en für die Herkunft des Futters – einer der Hauptstrei­tpunkte – sind bei der neuen »BioInitiat­ive« zudem weniger streng als bei Biopark und Bioland. So müssen bei Bioland-Betrieben und dem Biopark-Verband mindestens 50 Prozent des Futters aus dem eigenen Betrieb stammen, bei der neuen Initiative ist diese Vorgabe durch ein »sollen« ersetzt. Den Verbrauche­rn allerdings wird der Einkauf so nicht leichter gemacht.

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