Jahrhundertfund in der Torfschicht
Die Stadt Altlandsberg beschert Brandenburg den größten bisher entdeckten Münzschatz
Knapp 7500 Gold- und vor allem Silbermünzen aus dem 14. und 15. Jahrhundert sind jetzt bei archäologischen Grabungen im alten Schlossareal von Altlandsberg gefunden worden – eine Sensation. Was für ein Glück, dass Hagen Senf im rechten Moment seinen Bagger angehalten hat. Am 7. November war er bei Aushubarbeiten im früheren Domänenhof des historischen Schlossareals von Altlandsberg (Märkisch-Oderland) auf ein ungewöhnliches Objekt gestoßen. Gemeinsam legten Senf und der Polier Torsten Galke, deren Nauener Firma schon öfter bei archäologischen Grabungen eingesetzt war, einen kleinen, lädierten Keramiktopf frei. Er war randvoll mit alten Münzen, insgesamt 2,35 Kilogramm. Kristen Furthmann, die Fundbearbeiterin des seit drei Jahren vor Ort tätigen Archäologiebüros ABD Dressler, hat sie gesichtet. »Ich habe sie alle gezählt, danach habe ich tagelang von Münzen geträumt«, sagte sie dem »nd«. Sie kam auf 7450 Goldund Silbermünzen – es ist damit der größte Münzschatz, der je im Land Brandenburg gefunden wurde.
Am Dienstag wurde der sensationelle Fund in der rekonstruierten Schlosskirche der 9300-Einwohner- Stadt erstmals für kurze Zeit der Öffentlichkeit präsentiert. Bürgermeister Arno Jaeschke erinnerte bei dieser Gelegenheit an die großen Anstrengungen, die seine Stadt im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft »Städte mit historischen Stadtkernen« bei der Wiederherstellung ihres mittelalterlich geprägten historischen Zentrum unternimmt. »In den vergangenen Jahren konnten wir mit Unterstützung der EU, des Bundes und des Landes große Teile der Altstadt sichern, sanieren und einer neuen Nutzung zuführen«, sagte er. Im einstigen Klosterhof sei ein Hort für 270 Kinder entstanden, aus dem Gelände der Alten Meierei werde ein Wohnprojekt für altersgerechtes Wohnen, und aus dem ehemaligen Schlossareal sei das bedeutendste Denkmalensemble als Kulturstandort entstanden. Dort sei der Schatz bei planmäßigen archäologischen Grabungen entdeckt worden. »Der Münzschatzfund ermöglicht neue Einblicke in die Geschichte unserer Stadt.«
In zwei Schaukästen wurden die Fundstücke aus dem 14. und 15. Jahrhundert gezeigt: die Goldmünzen, zehn rheinische und ein Reichsgulden, 13 Prager und Meißner Silber-Groschen sowie 7426 sogenannte Hohlpfennige aus Silber – im Mittelalter ein Vermögen. Zu sehen waren auch die Reste des Gefäßes, das in einem Meter Tiefe in einer alten Torfschicht vergraben worden war.
Der Fundort liegt auf dem Domänenhof gegenüber dem bereits frisch sanierten Brau- und Brennhaus, das inzwischen gastronomisch genutzt wird. Im 15. Jahrhundert gehörte das Areal zum unmittelbaren Vorfeld der spätmittelalterlichen Stadtbefestigung Altlandsberg. Der Schatz könnte, darauf verwiesen Torsten Dressler und Matthias Pytlik vom Archäologiebüro ABD, dort im Jahr 1432 während des Einfalls der Hussiten in die Mark Brandenburg versteckt worden sein. Doch das müsse die Analyse der aufgefunden Münzen klären.
»Dabei geht es darum, die jüngste Münze zu finden«, erklärte der Direktor des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, Franz Schopper. Wenn deren Prägejahr vor 1432 liege, lasse sich mit einiger Ge- wissheit ein Zusammenhang mit dem Hussitenzug herstellen. Die damaligen Vorgänge um die Stadt Altlandsberg seien nicht eindeutig geklärt. Es soll eine hohe Lösegeldforderung gegeben haben, dennoch hätten die Hussiten die belagerte Stadt gestürmt, geplündert und zerstört.
»Wir können zum Altlandsberger Münzfund bislang nur vorläufige Aussagen treffen, da noch nicht alle Münzen bestimmt sind«, so Schopper. Die Münzen werden im Landesamt gereinigt, einzeln bestimmt und wissenschaftlich auswertet. Das könne bis zu drei Jahre dauern, hieß es.
Der Schatz sei für die historische Forschung im Land von außerordentlicher Bedeutung, sagte Kulturministerin Martina Münch (SPD) in Altlandsberg. Er beleuchte ein wichtiges Kapitel Landesgeschichte.
Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (SPD) übergab dem Bürgermeister Förderbescheide aus dem Bund-Länder-Programm »Städtebaulicher Denkmalschutz« über knapp 2,5 Millionen Euro für Projekte im historischen Stadtkern. Nach der Wiederherstellung der Schlosskirche und des Brau-und Brennhauses fließen sie in den Umbau des Stallgebäudes des Schlossguts als Hotel und in die Sicherung des Scheunenviertels, das als das größte in Brandenburg erhaltene gilt.
»Der Münzschatzfund ermöglicht neue Einblicke in die Geschichte unserer Stadt.« Arno Jaeschke, Bürgermeister