Neue Bühne
Von jener Bühne, auf der das Theater, die Musik und das Bildungsideal politisch verhandelt werden, von dieser einem Magister der Philosophie wohl behagenden Plattform muss Mecklenburg-Vorpommerns bisheriger Bildungsminister Matthias Brodkorb nun wechseln: vor die nüchterne Kulisse der Haushaltsplanung. Fortan soll der 39-Jährige als Chef des Finanzressorts über das Geld des Landes wachen, befand überraschend Regierungschef Erwin Sellering (SPD).
Finanzminister: Diese Schlüsselposition sah mancher im Schatten des Schweriner Schlosses schon dem bisherigen Energieminister Christian Pegel (SPD) zufallen, gilt der doch als Ziehsohn Sellerings. Pegel aber bleibt im vertrauten Amt, wohl auch als bewährter Verteidiger der Windkraft, der im Nordosten immer mehr Kritik entgegenweht.
Von Gegenwind bleiben auch Finanzminister selten verschont. Dass Matthias Brodkorb damit fertig wird, das traut Erwin Sellering seinem Genossen durchaus zu, der ebenfalls zu seinen Ziehsöhnen zählt. Und wohl auch, dass er den zu erwartenden Attacken der AfD gegen die Regierung brillant begegnen wird. Ist Brodkorb doch ausgewiesener Experte in der Abwehr rechtslastiger Kräfte. Der gebürtige Rostocker war, nachdem er mit der Familie 1987 die DDR in Richtung Österreich ver- lassen hatte, 1992 in die alte Heimatstadt zurückgekehrt. Dort studierte er Altgriechisch und Philosophie, wurde Lehrbeauftragter an seiner Universität.
Als Wissenschaftler widmete er sich intensiv der Erforschung des Rechtsextremismus. Sympathien für Karl Marx hegend, engagierte sich Brodkorb innerhalb der PDS in deren Kommunistischer Plattform, wechselte 1994 zur SPD, wurde Landesvorsitzender der Jungsozialisten. Er ist Mitbegründer der Internet-Präsenz »Endstation rechts« – ein JusoProjekt, das über die NPD und deren Machenschaften und auch über die AfD informiert. In den Landtag wurde Brodkorb erstmals 2002 gewählt. Seine politische Karriere krönte er 2011 mit dem Bildungsministeramt. Auch das nächste ist eine Beförderung.