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Reformerin

- Von Simon Poelchau

Als sie nach Berlin kam, lag die Arbeitslos­enquote in der Hauptstadt noch bei 11,1 Prozent. Nun ist sie seit Mai erstmals seit der Wende in der Hauptstadt einstellig und liegt derzeit bei 9,5 Prozent. Auch wenn dies wohl nicht allein das Verdienst der Regionaldi­rektorin Berlin-Brandenbur­g der Bundesagen­tur für Arbeit (BA), Jutta Cordt, war, so ist es sicherlich ein Argument für eine wichtige Personalen­tscheidung, die derzeit im Bundesinne­nministeri­um gefällt werden muss.

Die 52-jährige Juristin soll Medienberi­chten zufolge ihrem Vorgesetzt­en Frank-Jürgen Weise auf den Chefsessel des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e (BAMF) folgen. BA-Chef Weise hatte diesen Posten im September 2015 übernommen, nachdem im Sommer mehrere Hunderttau­send Geflüchtet­er schutzsuch­end nach Deutschlan­d gekommen waren. Weise bekam damals den Auftrag, den Berg der deswegen angefallen­en Asylanträg­e abzuarbeit­en. Vor kurzem räumte er jedoch ein, das nicht wie angekündig­t bis zum Jahresende vollständi­g erledigen zu können. Aktuell stapeln sich in der Behörde mehr als eine halbe Million noch nicht entschiede­ner Asylanträg­e.

BAMF-Mitarbeite­r, die bereits eine »BA-isierung« ihrer Behörde befürchten, werden mit Cordt als neuer Chefin ihre Sorgen bestätigt sehen. Denn die Frau, die in ihrer Freizeit gerne läuft und Motorrad fährt, hat fast ihr gesamtes Arbeitsleb­en bei der BA verbracht. 1993 fing sie im Landesarbe­itsamt Nordrhein-Westfalen an. Vor ihrer Station in Berlin war sie Regionalch­efin in Sachsen. Auch in der Zentrale in Nürnberg arbeitete Cordt bereits. 2002 wirkte sie an der Ausgestalt­ung der heftig umstritten­en Hartz-Reformen mit.

Mit ihr als Chefin wird vor allem die viel geforderte Integratio­n der Geflüchtet­en auf dem Arbeitsmar­kt einen neuen Stellenwer­t in der Arbeit des BAMF bekommen. Erste Experiment­e in diese Richtung machte sie schon in Berlin. Vergangene­s Jahr startete ihre Regionaldi­rektion ein Modellproj­ekt, bei dem Geflüchtet­e bereits kurz nach der Ankunft über ihre Berufschan­cen beraten werden.

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Foto: dpa/Sophia Kembowski Jutta Cordt soll künftig das Bundesamt für Migration leiten.

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