Kompromisslos
Es war eine verdächtige Punktlandung: 50,35 Prozent schrieb die Wahlkommission in Lusaka Edgar Lungu zu. Die 50-Prozent-Hürde wurde erstmals bei Präsidentschaftswahlen in Sambia eingebaut, 2015 hatten Lungu 48 Prozent gereicht, um zum Nachfolger seines im Amt verstorbenen Parteifreundes Michel Sata gewählt zu werden. Dass die Opposition bei einem solch knappen Ergebnis auf die Barrikaden geht, liegt auf der Hand und ihr Kandidat Hakainde Hichilema kündigte den Gang zum Verfassungsgericht an.
Der 59-jährige Anwalt Lungu sieht dem Treiben der Opposition derweil recht gelassen zu, schließlich haben weder kirchliche noch EU-Wahlbeobachter größere Beanstandungen am Urnengang vermeldet und das Verfassungsgericht gilt als mehrheitlich mit Lungu-Getreuen besetzt.
Mehr Sorgen muss sich der unter Sata als Justiz- und Verteidigungsminister amtierende Lungu um die Wirtschaft des Landes machen. 70 Prozent der Deviseneinnahmen entstammen dem Kupferexport und der Kupferpreis ist derzeit auf einen Tiefstand abgerutscht. Hinzu kommen Ernteausfälle wegen einer das ganze südliche Afrika plagenden Dürre. Eine hohe Inflation und ein hohes Staatshaushaltsdefizit komplettieren den Problemmix, dem sich Lungu nun stellen muss.
Lungu, verheirateter Vater von sechs Kindern, greift teils zu unkonventionellen Mitteln: 2015 ordnete er einen nationalen Gebetstag an, um der wirtschaftlichen Baisse mit Hilfe von oben Herr zu werden. Verfangen hat dieser Ansatz nicht und Lungu kann auch anders. Die einzige unabhängige Zeitung, »The Post« ließ er wegen Unbotmäßigkeit schließen. Dass er seinen Ruf als Scharfmacher nicht zu Unrecht hat, zeigt seine auf einer öffentlichen Versammlung ausgesprochene Drohung, er sei »bereit, die Demokratie zu opfern«.
Sein Vorgänger Sata hatte im Rausch der hohen Kupferpreise große Infrastrukturprojekte angestoßen. Die Quasi-Halbierung des Kupferpreises bringt sie ins Stocken. Lungu steht unter Druck: Er muss liefern – oder die zweite Amtszeit ist seine letzte.