Araber halten nichts von Dschihadisten
Kleine Minderheit identifiziert sich mit Zielen des IS
Nur eine kleine Minderheit der Araber identifiziert sich mit den Zielen des Islamischen Staats – sagt jedenfalls eine Umfrage. Wie groß ist die Affinität arabischer Flüchtlinge zum Dschihadismus? Wie viele Araber sympathisieren mit dem Islamischen Staat (IS)? Nicht erst seit den Anschlägen von Würzburg und Ansbach haben viele Deutsche Angst vor Terroristen. In einer groß angelegten Meinungsumfrage haben US-amerikanische und arabische Forscher nun versucht, Fakten zu eruieren.
In fünf arabischen Ländern (Marokko, Algerien, Tunesien, Palästina und Jordanien) wollten die Demoskopen von Tausenden wissen: »Wie haltet ihr es mit dem Islamischen Staat?« In der »Washington Post« haben die Forscher nun die ersten Ergebnisse der repräsentativen Studie veröffentlicht: Demnach sind IS-Sympathisanten in allen Ländern in der absoluten Minderheit. Mit 0,4 Prozent der Befragten ist der Anteil jener, die die Ziele des IS teilen, in Jordanien am geringsten. Es folgen Marokko (0,7 Prozent), Tunesien (1,7 Prozent) und Algerien (4,6 Prozent). Vergleichsweise am meisten Sympathisanten kann der IS in den palästinensischen Gebieten hinter sich versammeln. Aber auch in Gaza und der Westbank unterstützen nur 6,4 Prozent der Befragten die Ziele des IS.
Danach gefragt, ob es eine Rechtfertigung für die Gewaltakte des IS gebe, liegt die Zustimmungsrate noch niedriger: Mit 0,4 Prozent der Befragten liegt Marokko am Ende der Skala. Die größte Affinität zum IS zeigen erneut Palästinenser. 5,4 Prozent unterstützen dessen Gewalt.
Etwas höher ist die Zustimmungsrate hingegen bei der Frage, ob sich die Taktiken des IS mit dem Islam vereinbaren ließen: Zwischen einem Prozent (Jordanien) und 8,9 Prozent (Palästina) der Befragten haben zugestimmt und damit deutlich mehr Menschen als jene, die die Ziele des IS unterstützen.
Zusätzlich zur Gesamtbevölkerung haben die Forscher jenen Teil der Gesellschaft gesondert ausgewertet, der ihrer Meinung nach besonders dem Rekrutierungsschema des IS entspricht: jung, männlich und schlecht gebildet. Aber auch in dieser Gruppe gibt es der Studie zufolge keine signifikant höhere Zustimmung zum IS, mit einer Ausnahme: Mit 14,9 Prozent liegt der Anteil bei jungen ungebildeten Männern, die die Taten des IS mit dem Islam für vereinbar halten, in Tunesien deutlich höher als in der Gesamtbevölkerung (8,6 Prozent).
Dass ausgerechnet jenes Land, welches den Arabischen Frühling auslöste und als einziges für eine Demokratisierung nutzen konnte, besonders viele seiner Bürger an den IS verliert, haben schon andere Untersuchungen bestätigt: Laut tunesischem Innenministerium schlossen sich zwischen 2011 und 2014 rund 2400 Bürger der Terrormiliz an.