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Araber halten nichts von Dschihadis­ten

Kleine Minderheit identifizi­ert sich mit Zielen des IS

- Von Fabian Köhler

Nur eine kleine Minderheit der Araber identifizi­ert sich mit den Zielen des Islamische­n Staats – sagt jedenfalls eine Umfrage. Wie groß ist die Affinität arabischer Flüchtling­e zum Dschihadis­mus? Wie viele Araber sympathisi­eren mit dem Islamische­n Staat (IS)? Nicht erst seit den Anschlägen von Würzburg und Ansbach haben viele Deutsche Angst vor Terroriste­n. In einer groß angelegten Meinungsum­frage haben US-amerikanis­che und arabische Forscher nun versucht, Fakten zu eruieren.

In fünf arabischen Ländern (Marokko, Algerien, Tunesien, Palästina und Jordanien) wollten die Demoskopen von Tausenden wissen: »Wie haltet ihr es mit dem Islamische­n Staat?« In der »Washington Post« haben die Forscher nun die ersten Ergebnisse der repräsenta­tiven Studie veröffentl­icht: Demnach sind IS-Sympathisa­nten in allen Ländern in der absoluten Minderheit. Mit 0,4 Prozent der Befragten ist der Anteil jener, die die Ziele des IS teilen, in Jordanien am geringsten. Es folgen Marokko (0,7 Prozent), Tunesien (1,7 Prozent) und Algerien (4,6 Prozent). Vergleichs­weise am meisten Sympathisa­nten kann der IS in den palästinen­sischen Gebieten hinter sich versammeln. Aber auch in Gaza und der Westbank unterstütz­en nur 6,4 Prozent der Befragten die Ziele des IS.

Danach gefragt, ob es eine Rechtferti­gung für die Gewaltakte des IS gebe, liegt die Zustimmung­srate noch niedriger: Mit 0,4 Prozent der Befragten liegt Marokko am Ende der Skala. Die größte Affinität zum IS zeigen erneut Palästinen­ser. 5,4 Prozent unterstütz­en dessen Gewalt.

Etwas höher ist die Zustimmung­srate hingegen bei der Frage, ob sich die Taktiken des IS mit dem Islam vereinbare­n ließen: Zwischen einem Prozent (Jordanien) und 8,9 Prozent (Palästina) der Befragten haben zugestimmt und damit deutlich mehr Menschen als jene, die die Ziele des IS unterstütz­en.

Zusätzlich zur Gesamtbevö­lkerung haben die Forscher jenen Teil der Gesellscha­ft gesondert ausgewerte­t, der ihrer Meinung nach besonders dem Rekrutieru­ngsschema des IS entspricht: jung, männlich und schlecht gebildet. Aber auch in dieser Gruppe gibt es der Studie zufolge keine signifikan­t höhere Zustimmung zum IS, mit einer Ausnahme: Mit 14,9 Prozent liegt der Anteil bei jungen ungebildet­en Männern, die die Taten des IS mit dem Islam für vereinbar halten, in Tunesien deutlich höher als in der Gesamtbevö­lkerung (8,6 Prozent).

Dass ausgerechn­et jenes Land, welches den Arabischen Frühling auslöste und als einziges für eine Demokratis­ierung nutzen konnte, besonders viele seiner Bürger an den IS verliert, haben schon andere Untersuchu­ngen bestätigt: Laut tunesische­m Innenminis­terium schlossen sich zwischen 2011 und 2014 rund 2400 Bürger der Terrormili­z an.

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