Bedeutende Schmiede für Talente
Alljährlich im Juli, wenn Theater und Konzertsäle ihre Pforten schließen, öffnet die FranzLiszt-Hochschule Weimar der lernbegierigen musikalischen Jugend aus vieler Herren Länder Tür und Tor für Instrumental- und Vokalkurse bei gestandenen Meistern. Den Grundstein für diese Seminar legte in den 1870er/80er Jahren Franz Liszt mit seinen Klavier-Meisterkursen.
Diese Workshops, 1960 begründet, ab 1961 als »Internationales Musikseminar der DDR in Weimar« benannt und nunmehr als »Weimarer Meisterkurse« firmierend, waren von Anfang an bestrebt, in ihrer Lehr- und Veranstaltungstätigkeit Brücken zu schlagen zwischen Ost und West.
Die 57. Meisterkurse führten heuer 130 Kursanten aus 30 Ländern mit neun hervorragenden Mentoren zusammen, die auch den Konzerten Glanz verliehen. Der berühmte russische Klavierprofessor Konstantin Scherbakov, begleitet vom MDR-Sinfonieorchester Leipzig, setzte sogleich im Eröffnungskonzert Maßstäbe mit der Nachgestaltung von Ravels Klavierkonzert G-Dur. Ein Abend, an dem überdies der vorgezogene Dirigentenkurs (geleitet von Nicolas Pasquet, Weimar) sein Finale erlebte. Wobei die Dirigierschüler mit Werken von R. Strauss, Bartók, Strawinsky u.a. sich den Taktstock in die Hand gaben.
Neben den Kursen für Klavier sowie Violine und Violoncello
Die Tradition der Meisterkurse geht zurück auf Franz Liszt
(letztere geleitet von Stephan Picard und Nora Chastain bzw. Michael Sanderling) waren diesmal mit dem Schlagzeuger Peter Sadlo und dem Kontrabassisten Catalin Rotaru auch Seminarleiter nur selten besetzter Instrumentalfächer vertreten. »Es ist an der Zeit zu beweisen, dass unser Instrument auch zum Solospiel taugt.« Diesem Credo Rotarus vermochte man absolut zu folgen, als der Künstler stilistisch ganz unterschiedlichen Stücken von Giovanni Bottesini und Frank Proto (geb. 1941) sowie Astor Piazzolla und Henri Vieuxtemps fesselnde klingende Gestalt gab.
Dass die Weimarer Seminare immer wieder auch neue Wege beschreiten, zeigte der diesmal durchgeführte Kompositionskurs mit dem französischen Tonschöpfer Tristan Murail (geb. 1947), der mit seiner sogenannten Spektralmusik bekannt wurde, die sich auf die natürlichen Gegebenheiten des Obertonspektrums rückbesinnt. Da traf es sich, dass auch das uraufführungsfreudige Freiburger ensemble recherche zu Gast war, das in Konzerten Werke von Murail vorstellte.
»Die Besten zum Schluss« : Im Dialog mit der von Markus L. Frank geführten Jenaer Philharmonie – die die Weimarer Kurse seit Jahren schon begleitet – hatten da sieben ausgewählte Teilnehmer der Fächer Klavier, Violine, Violoncello und Kontrabass Gelegenheit, das klingende Fazit ihrer Seminararbeit vorzustellen. Aus der Reihe dieser Meister von morgen sei zumindest Dominik Manz genannt, der dank enormer Technik und nuancenreichen Gestaltungsvermögens den Kopfsatz von Dvoráks Cellokonzert zu einem Kabinettstück machte. Weimar – eine bedeutende Talentschmiede!