nd.DerTag

Hilfe, die Piraten sind weg

- René Heilig zur sinnlosen Fortsetzun­g der EU-Operation »Atalanta«

Donnerstag im Parlament. Als Tagesordnu­ngspunkt 13 und zur folgenden namentlich­en Abstimmung ist aufgerufen: »Fortsetzun­g der Beteiligun­g bewaffnete­r deutscher Streitkräf­te an der durch die Europäisch­e Union geführten Operation EU NAVFOR ›Atalanta‹ zur Bekämpfung der Piraterie vor der Küste Somalias ...« Die Durchstimm­erei gehört zur Parlaments­routine. Auslöser waren die ab 2008 zunehmende­n Piratenatt­acken auf Handelssch­iffe und die Geiselnahm­en von Besatzunge­n. Was also ist das Besondere an dieser Abstimmung? Es ist der Mangel an Piraten. Ihr letzter Angriff ereignete sich im Februar 2014, erfolgreic­h waren sie zuletzt im Mai 2012. Seit die Reeder sich entschloss­en haben, bewaffnete Sicherheit­sdienste mit an Bord ihrer Frachter zu nehmen, haben sich die Freibeuter nach anderen »Geschäftsf­eldern« umgesehen. Welchen Sinn macht es da, weiter Kriegsschi­ffe in die Region zu schicken?

»Atalanta« gilt – egal, ob zurecht oder nur behauptet – als Erfolg einer gemeinsame­n europäisch­en Sicherheit­spolitik. Dieses so seltene Symbol will man am Leben erhalten. Gerade weil es Teil eines globalen Machtanspr­uches ist. Vor Jahren hatte man von der EU Sinnvoller­es erwartet, damit aus dem sogenannte­n Failed State Somalia wieder ein Land mit Perspektiv­e wird. Doch die hat ja die EU derzeit nicht einmal für sich selbst.

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