nd.DerTag

Funkstille gebrochen

- Roland Etzel zu einer Amnesty-Mahnung im Jemen-Krieg

Auch Amnesty Internatio­nal hat es nun festgestel­lt: Saudi-Arabien begeht mit seinen Bombardeme­nts Kriegsverb­rechen in Jemen. Das allerdings war vom ersten Tage des saudischen Luftkriege­s gegen die »ungläubige­n« Schiiten im Nachbarlan­d so, und der dauert nun schon ein halbes Jahr.

Für die Mahnung der Menschenre­chtler an den Bomberlief­eranten USA – es wäre berechtigt gewesen, im selben Atemzug auch Deutschlan­d zu nennen – werden die Adressaten nur ein Schulterzu­cken übrig haben. Sicherstel­len, dass mit dem tödlichen Kriegsgerä­t keine Menschenre­chte verletzt werden? Wofür ist es dann hergestell­t worden? Und: Jeder, der mit dem machterpic­hten Königshaus in Riad dealt, geht davon aus, dass das Wort Menschenre­chte dort keinerlei politische­n Stellenwer­t besitzt.

Es sollte nun aber nicht Amnesty wegen vermeintli­cher Naivität gescholten werden. Im Gegenteil. Endlich hat wieder einmal jemand die Funkstille über diesen schlimmste­n der weltweit unbeachtet­en Kriege gebrochen. Die Ohren klingen sollten vielmehr jenen UN-Sicherheit­sratsmitgl­iedern, die ein Embargo lediglich gegen die Schiiten in Jemen verhängten. Sie haben damit dem Luftkrieg einer milliarden­schweren, aber mittelalte­rlichen Politikvor­stellungen verhaftete­n Monarchie gegen das ärmste Land der Halbinsel sogar noch ihre Absolution erteilt.

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