Fahren auf Süd-Ost-Gefälle
Kfz-Versicherung 2016 (Teil 1)
Im Herbst ist Wechselsaison für Ihre Autoversicherung. Noch bis Ende November kann ein Großteil der Versicherten den Anbieter problemlos zum Jahresanfang 2016 wechseln. Zur Zeit fahren Deutschlands Autofahrer auf einem Süd-OstGefälle.
Von Hermannus Pfeiffer Viele Zulassungsbezirke östlich der Elbe gelten als besonders preiswert. Dies zeigen die neuen Regionalklassen, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) kürzlich veröffentlichte (siehe auch nd-ratgeber vom 23. September 2015, Seite 1). Am günstigsten fährt man in den Bundesländern Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
»Der Markt hat sich gedreht«, beklagt Lars Gatschke vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Früher konnte jeder Versicherte seine Kfz-Police zum Jahreswechsel kündigen. »Doch diese Jährlichkeit ist nicht mehr überall gegeben.« Genaue Zahlen liegen dem vzbv nicht vor. So muss jeder Versicherte in seinen Vertrag schauen. Aber für die Mehrzahl der Versicherten dürfte der November weiterhin der Monat der Wahrheit sein. Bis Ende November können solche Verträge dann noch gekündigt werden.
Die Änderung der Vertragslaufzeiten findet Gatschke »misslich«. Schließlich gibt der GDV jeden Spätsommer die neuen Regionalklassen bekannt. Es wäre daher zweckmäßig, daran dann die Kündigungsfristen zu knüpfen.
In der neuen Regionalstatistik haben sich die Tarife für ein Drittel der Bezirke geändert. In der Kfz-Haftpflicht hat Berlin die höchste Schadenbilanz, in Voll- und Teilkasko der bayerische Zulassungsbezirk Ostallgäu. Wolfsburg wird um zwei Regionalklassen schlechter eingestuft, Greifswald um drei. Jeweils zwei Klassen besser fällt die Einstufung für Birkenfeld/ Nahe (Klasse eins), Dessau- Rosslau und Rhön-Grabfeld (Klasse zwei), Coburg (Stadt) und Eichsfeld (Klasse drei), den Ostalbkreis (Klasse vier) sowie Amberg-Sulzbach (Klasse fünf) aus. Wie der Versichererverband weiter mitteilt, kommt der Zulassungsbezirk Prignitz in Brandenburg auf die bundesweit beste Schadenbilanz in der Kfz-Haftpflichtversicherung. Wie geht »Regionalklasse«? Ein unabhängiger Treuhänder überprüft jedes Jahr die Schadenverläufe der regionalen Zulassungsbezirke. Auf dieser Basis wird vom GDV eine Neueinstufung in die Regionalklassen vorgenommen. Die Regionalklassen werden unter anderem beeinflusst vom Fahrverhalten der Autofahrer, von der Anzahl der zugelassenen Fahrzeuge und den örtlichen Straßenverhältnissen. In Kasko werden darüber hinaus örtliche Besonderheiten wie Diebstahlhäufigkeit, Sturm- und Hagelschäden und die Anzahl der Wildunfälle berücksichtigt.
12 Regionalklassen gibt es für die Kfz-Haftpflicht, 16 für die Teilkasko- und 9 für die Vollkaskoversicherung. Sie sind allerdings für die Versicherungsunternehmen unverbindlich. Doch werden sie im Regelfall für Neuverträge und für bestehende Verträge angewendet.
Der Beitrag, den der Autoversicherer fordert, richtet sich unter anderem auch nach dem Fahrzeugtyp. Hier hat der GDV ebenfalls neue Daten vorgelegt. Für drei von zehn Autofahrerinnen und Autofahrer ändert sich danach im kommenden Jahr die Typklasse ihrer KfzHaftpflichtversicherung: Nach der neuen Typklassenstatistik des GDV erhalten rund 14 Prozent niedrigere Einstufungen, für etwa 16 Prozent erhöht sich die Klasse. Die meisten Fahrzeuge mit neuer Typklasse werden lediglich um eine Klasse umgestuft. Eine niedrigere Einstufung gilt zukünftig etwa für das »BMW 420 D Coupé«. Der »Skoda Octavia Combi 1.2 TSI« rutscht dagegen in eine höhere Typklasse. Auch die Typklasse können Sie auf der Internetseite des GDV nachschauen. TÜV für Ihren Versicherungsvertrag Autofahrer unter unseren LeserInnen sollten ihren alten Vertrag jährlich überprüfen. Beim »TÜV« für ihren Versicherungsvertrag sollten Sie ein wenig in die Zukunft schauen: Was gestern günstig war, muss es im kommenden Jahr nicht mehr sein. Ein Blick in die Regionalklassen wird Sie davon überzeugen. Allerdings, so ein GDV-Sprecher, »lässt sich über eine Veränderung bei der Regionalklasse keine Aussage über die Entwicklung des gesamten Kfz-Versicherungsbeitrages treffen«. Ebenso wenig kann aus der Typklasse direkt auf den Versicherungsbeitrag geschlossen werden. Der Grund, es gibt noch weitere Tarifmerkmale wie den persönlichen Schadensverlauf und die jährliche Fahrleistung.
Einen Überblick über die für Sie letztlich entscheidenden Marktpreise bietet das Internet. Etliche Internetseiten unterhalten Vergleichsportale. Sie sollten darauf achten, wie aktuell die Ergebnisse der OnlineVergleiche sind. Außerdem wichtig: Die Portale sollten eine große Zahl unterschiedlicher Tarife vergleichen. Mindestens fünfzig Tarife sollten im Test enthalten sein.
Fragen Sie auch einmal bei Ihrem eigenen Versicherer an, bei dem Sie bislang abgesichert sind: Manchmal genügt schon ein Anruf, damit ein günstigerer Vertrag angeboten wird! Dieser kann preisgünstiger sein als der Alte oder bessere Leistungen im Schadenfall bieten. Teil 2 im nd-ratgeber vom 14. Oktober 2015: »Finger weg von Telematik-Tarifen«