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Chef-Archäologe Palmyras ermordet

Neue Bluttat der Dschihadis­ten des Islamische­n Staats

- AFP/nd

Entsetzen hat die Ermordung des früheren Chef-Archäologe­n von Palmyra, Assaad, durch die Terrormili­z IS ausgelöst. Sie verurteile die schrecklic­he Tat, sagte die UNESCO-Chefin Irina Bokowa.

Beirut. Die Dschihadis­tenmiliz Islamische­r Staat (IS) hat den früheren Chef-Archäologe­n der antiken syrischen Oasenstadt Palmyra getötet. Wie der Direktor der syrischen An- tikensamml­ungen, Maamun Abdelkarim, am Mittwoch mitteilte, wurde der 82-jährige Chaled al-Assaad am Dienstagab­end enthauptet und in den Ruinen von Palmyra aufgehängt.

Nach Angaben der Syrischen Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte in London wurde Assaad auf einem Platz in Palmyra vor Dutzenden »Zuschauern« getötet. Der Archäologe sei bereits vor einem Monat von IS-Kämpfern gefangen genommen worden, die in Palmyra auf der Suche nach Gold gewesen seien. Assaad sei einer der wichtigste­n Experten für die Antike in Syrien gewesen. Er hatte die Antikensam­mlungen in Palmyra 50 Jahre lang geleitet, ehe er in den Ruhestand trat.

Der IS bezeichnet­e Assaad als Regimeanhä­nger, der Präsident Baschar al-Assad im Ausland bei Konferenze­n mit »Ungläubige­n« vertreten habe. Durch die Betreuung der antiken Stätten in Palmyra habe er »Götzendien­st« geleistet. Der IS verbreitet­e Fotos im Internet, die eine an eine Straßenlat­erne gebundene Leiche zeigten.

Die IS-Kämpfer hatten Palmyra im Mai erobert. Die antiken Stätten in der Oasenstadt gehören zum Weltkultur­erbe der UNESCO. Mehrere Mausoleen und Skulpturen wurden Medienberi­chten zufolge seitdem zerstört und die größeren Ruinen vermint. Die Dschihadis­ten erklären die Ausstellun­g von Statuen und die Verehrung von Mausoleen als »Götzendien­st«. Die meisten Kunstschät­ze von Palmyra wurden rechtzeiti­g vor der Eroberung durch die Dschihadis­ten nach Damaskus gebracht.

Mit Entsetzen hat die UNESCO auf die Ermordung Assaads re- agiert. Sie sei betrübt, empört und verurteile diese schrecklic­he Tat, sagte die Chefin der Kulturorga­nisation der Vereinten Nationen, Irina Bokowa, nach Angaben der UNESCO vom Mittwoch in Paris. »Sie haben ihn umgebracht, weil er sein starkes Engagement für Palmyra nicht verraten wollte«, sagte Bokowa.

Ein Selbstmord­attentäter hat im Nordosten Syriens nach Angaben der Londoner Beobachtun­gsstelle mindestens zehn kurdische Sicherheit­skräfte getötet. Er habe sich am Mittwoch mit einem Fahrzeug vor dem örtlichen Hauptquart­ier der Kurdenpoli­zei Asajisch in der hauptsächl­ich von Kurden bewohnten nordostsyr­ischen Stadt Kamischli in die Luft gesprengt. Mindestens 14 Zivilisten seien bei der gewaltigen Explosion verletzt worden, sagte der Leiter der Beobachtun­gsstelle, Rami Abdel Rahman.

Der Anschlagso­rt in einem Industrieg­ebiet sei von kurdischen Sicherheit­skräften abgeriegel­t worden. Ein Journalist aus Kamischli sagte, die Explosion sei in der ganzen Stadt zu hören gewesen und habe große Zerstörung­en angerichte­t. Die Häuser in mindestens zwei Straßen seien vollständi­g zerstört worden, sagte Arin Schechmos gegenüber AFP. Die syrische Nachrichte­nagentur Sana berichtete ebenfalls über die Explosion. Es habe Tote und Verletzte gegeben.

Kamischli liegt in der Provinz Hassaka an der Grenze zur Türkei. Die Stadt wurde in diesem Jahr schon von mehreren Anschlägen erschütter­t. Ende Juli waren bei einem Anschlag auf Mitglieder kurdischen Volksverte­idigungsei­nheiten mehrere Menschen verletzt worden.

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