nd.DerTag

Abkommen ist eine Unterwerfu­ng

Zu »Sie haben uns in die Falle gelockt«, 16.7., S. 2/3

- Eva Ruppert, Bad Homburg Andreas Loose, Krefeld Ludwig Schönenbac­h, Bremen

Das griechisch­e Volk hat sich trotz aller Einflüster­ung von der Gegenseite nicht beeinfluss­en lassen und hat mit einem klaren NEIN gegen Erpressung und Unterwerfu­ng gestimmt. Das war eine demokratis­che Tat. Aber wenn Tsirpas geglaubt hatte, mit diesen stolzen Votum von 61 Prozent etwas erreichen zu können, gar einen Trumpf in der Hand zu halten, den »Schuldensc­hnitt«, hatte er die Macht des Finanzkapi­tals unterschät­zt. Warum hat er ein Papier unterschri­eben, an das er – wie er selbst sagt – nicht glaubt?

Nur eine starke Einheitsfr­ont der sozialdemo­kratischen SYRIZA und der kommunisti­schen KKE könnte gegen die Knebelung durch die Troika angehen. Mit den Milliarden, die jetzt an die Gläubiger(banken) gezahlt werden, hätte der Haushalt zumindest in Teilen saniert bzw. die größten Löcher gestopft werden können.

Das Abkommen, das Tsipras unterschri­eben hat, ist eine Unterwerfu­ng, eine Auslieferu­ng des griechisch­en Volkes an die Mächtigen des europäisch­en Finanzkapi­tals. Was eine »Treuhand« mit Volks- bzw. Staatsverm­ögen macht, ist mit der »Annexion« der DDR klar geworden. Es ist nichts anderes als eine Enteignung, die zu noch mehr Arbeitslos­igkeit, zu noch mehr sozialen Einschnitt­en, zu Auswanderu­ng und weiterer Verarmung des Volkes führt. Griechenla­nd hat in der Vergangenh­eit mit Sicherheit große Fehler gemacht, für die nun die griechisch­e Bevölkerun­g zahlen muss, ohne Aussicht, jemals von der Verarmung loszukomme­n.

Es geht hier nicht um die Menschen, es geht darum, den Banken ihre Kredite zurückzuge­ben, die diese zuvor den Griechen gewährten. Ein Spirale ohne Ende.

Was aber außer Acht gelassen wird, ist die Tatsache, wie Europa die viel gepriesene Demokratie mit Füßen tritt. Es ist eine Illusion zu glauben, das es in der EU demokratis­ch zugeht. Hier gilt das Gesetz dessen, der am kapitalkrä­ftigsten ist. Auch der Umgang mit TTIP ist hierfür eindeutige­r Beweis.

Die Deutsche Regierung hat viel Porzellan zerschlage­n, weil sie die Würde der EU-Mitglieder in den Dreck gezogen hat, wenn auch mit freundlich­en Worten. Aber geschadet hat es auf jeden Fall, auch wenn die Verantwort­lichen mit Hilfe der Medien, alles daran setzen das Gegenteil zu beteuern. ter Fehler war wohl zu glauben, mit diesen Leuten ehrlich, offen und vernünftig reden und verhandeln zu können.

Doch die Opfer der neoliberal­en Austerität­spolitik zu Lasten der kleinen Leute in anderen EU-Ländern und auch die Gegner der Politik der EU hier bei uns werden sich fragen müssen, ob sie die mutigen Griechen auch genügend unterstütz­t haben. Zweifellos hat die »freie Presse« hierzuland­e die Tatsachen und das Verhalten der Kontrahent­en praktisch auf den Kopf gestellt und dadurch auch viele kritische Menschen verunsiche­rt.

Doch das darf keineswegs dazu führen, dass die Kritiker der EU-Politik wieder in ihre alte Resignatio­n zurückfall­en. Das überzeugen­de NEIN der Griechen zu den Zumutungen unserer neoliberal­en und sozialdarw­inistische­n Führungscl­iquen behält seine volle Gültigkeit und muss weiterhin – auch im Interesse der anderen Länder der EU – mit Mut und Entschloss­enheit durchgefoc­hten werden!

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