nd.DerTag

Immer mehr greifen für den Job zu Pillen

- Dpa/nd

Immer mehr Krankheits­tage wegen psychische­r Leiden und wachsendes »Hirn-Doping« im Job – ein aktueller Bericht zur Gesundheit der Brandenbur­ger zieht eine bedenklich­e Bilanz.

Potsdam. Arbeitnehm­er versuchen einer aktuellen Untersuchu­ng zufolge immer häufiger, den Berufsallt­ag mit Antidepres­siva oder leistungss­teigernden Medikament­en zu bewältigen. Landesweit betrieben fast 19 000 Erwerbstät­ige »regelmäßig und gezielt Hirn-Doping«, stellt der neue DAK-Gesundheit­sreport fest.

Rechnet man eine hohen Dunkelziff­er ein, so dürften bis zu 105 000 Berufstäti­ge schon einmal leistungss­teigernde oder stimmungsa­ufhellende Medikament­e genommen haben, heißt es. »Auch wenn Doping im Job noch kein Massenphän­omen ist, sind diese Ergebnisse ein Alarmsigna­l«, erklärte der DAK-Chef für Brandenbur­g, Ralf Seifert.

Zwei Drittel aller Brandenbur­ger würden den vermeintli­chen Nutzen des »Hirn-Dopings« kennen. Häufig werde nach DAK-Angaben zu Betablocke­r, Antidepres­siva, Wachmacher­n oder ADHS-Pillen gegriffen. So nahm zwischen 2011 und 2013 die Verordnung von Ritalin, eines Medikament­s zur Behandlung von Aufmerksam­keitsstöru­ngen, um 94 Prozent zu. Dabei fehlte beim Ausstellen von Rezepten oft eine nachvollzi­ehbare Diagnose.

Bundesweit putschen sich nach Schätzunge­n bis zu fünf Millionen Beschäftig­te zeitweise mit verschreib­ungspflich­tigen Medikament­en auf. Knapp eine Million Berufstäti­ge dopt demnach sogar regelmäßig. Entgegen landläufig­er Meinung sind es aber nicht primär Führungskr­äfte oder Kreative, die ihrem Leistungsv­ermögen auf die Sprünge helfen, sondern vor allem Erwerbstät­ige mit einfachen Jobs und unsicheren Arbeitsplä­tzen, so Seifert.

Besorgnise­rregend sei auch die Zunahme von Fehlzeiten bei psychische­n Erkrankung­en. Sie nahmen 2014 im Vergleich zum Vorjahr um elf Prozent zu und sind mittlerwei­le die zweithäufi­gste Ursache für Ausfalltag­e in Brandenbur­g. An erster Stelle stehen Erkrankung­en des Muskel-Skelett-Systems wie Rückenschm­erzen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany