Anschlag auf Flüchtlingsheim
Neonazis setzten Abfallcontainer neben noch unbewohntem Gebäude in Wünsdorf in Brand
Eine aufmerksame Polizeistreife sorgte dafür, dass die Flammen in der Nacht zum Sonnabend nicht auf das Haus in Wünsdorf übergriffen.
Auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft an der Hauptallee in Wünsdorf ist in der Nacht zum Sonnabend ein Anschlag verübt worden. Die Täter setzten neben dem Gebäude drei Abfallcontainer mit Papier, Restmüll und Wertstoffen in Brand. Die Giebelseite wurde durch die Flammen mit Ruß verschmutzt. Da Polizisten den Brandherd aber schnell mit Feuerlöschern bekämpfen konnten, griffen die Flammen nicht über.
Als Tatverdächtige wurden zwei 23 und 32 Jahre alte Männer festgenommen, die nach Angaben der Polizei zur rechtsextremen Szene gehören und bereits mehrfach durch Straftaten aufgefallen sind. Sie befinden sich inzwischen wieder auf freiem Fuß. Die Staatsanwaltschaft habe keine ausreichenden Gründe für einen Haftantrag gesehen, hieß es zur Begründung.
Die Eisenhüttenstädter Erstaufnahmestelle des Landes Brandenburg für Flüchtlinge platzt aus allen Nähten. Darum ist ein Verwaltungszentrum in Wünsdorf als weitere Außenstelle ins Auge gefasst. Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) hatte die Anwohner im April darüber informiert, dass die Außenstelle Anfang 2016 für zunächst 500 Flüchtlinge in Betrieb genommen werden könnte. Mitte 2017 könnte der Ausbau mit einer Kapazität von rund 1200 Plätzen abgeschlossen sein.
Seitdem diese Absicht bekannt ist, sind in der Gegend vermehrt Polizeistreifen unterwegs. Außerdem sind Wachschützer vor Ort. In der Nacht zum Sonnabend – gegen 0.50 Uhr – wurden zwei Polizisten aufmerksam auf einen Kleinwagen, der nur 100 Meter entfernt von dem um diese Uhrzeit verwaisten Gebäudekomplex parkte. Die Beamten wollten die Fahrzeuginsassen kontrollieren. Beim Ausreißversuch blieb der Pkw in einem Sandhaufen stecken und der 32-jährige Fahrer flüchtete zu Fuß in den Wald, wo er auch mit Hilfe eines Polizeihubschraubers nicht entdeckt werden konnte. Der Mann wurde aber nachmittags in seinem Wohnort festgenommen, sein 23-jährigen Beifahrer sofort am Tatort.
Bei der Durchsuchung des Autos fanden die Polizisten illegale polnische Feuerwerkskörper, Streichhölzer, Brandbeschleuniger und Plakate mit fremdenfeindlichen Parolen. Herbeigerufene Kollegen bemerkten den Feuerschein. So kam es, dass die Beamten den Brand umgehend löschen konnten.
»Unsere Polizei hat wieder einmal hervorragend gearbeitet«, lobte Innenminister Schröter. Der Aufmerksamkeit der Beamten sei es zu verdanken, »dass kein größerer Schaden entstanden ist«. Schröter versprach: »Unsere Polizei wird konsequent gegen diesen braunen Sumpf vorgehen.«
Carsten Preuß verurteilte die »schändliche Tat«. Preuß ist Links- fraktionschef in der Stadt Zossen, zu der Wünsdorf gehört, und aktiv in der mehrfach ausgezeichneten Bürgerinitiative »Zossen zeigt Gesicht«. Die Bürgerinitiative erlangte traurige Berühmtheit durch den neofaschistischen Brandanschlag, der im Januar 2010 ihr Haus der Demokratie zerstörte – samt einer dort gezeigten Ausstellung über das jüdische Leben in der Stadt. Braunes Gedankengut habe »keinen Platz in unserer freiheitlichen Gesellschaft«, betonte Preuß. »Die Menschen in Zossen lassen sich durch die Provokationen, die aus dieser Tat sprechen, nicht beirren.«
Die Linksfraktion verwies darauf, dass die Aufnahme von Flüchtlingen in Zossen »sehr gut« funktioniere. In verschiedene Vereine und Initiativen seien diese Menschen einbezogen. Durch zivilgesellschaftliches Engagement – beispielsweise tage regelmäßig der Runde Tisch Flüchtlingshilfe Zossen – werde die Integration »weiterhin unbeirrt erfolgreich stattfinden«.