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Schlechte Noten für Waffenlief­erer

Studie: Rüstungsun­ternehmen haben keine Mittel gegen Korruption

- Von Istvan Deak

Laut Index verfügt fast ein Viertel aller Rüstungsfi­rmen nicht über ein Antikorrup­tionsprogr­amm. Auch bei deutschen Unternehme­n besteht erhebliche­r Verbesseru­ngsbedarf.

163 Rüstungsun­ternehmen aus 47 Staaten hat die Nichtregie­rungsorgan­isation Transparen­cy Internatio­nal im Antikorrup­tionsindex 2015 hinsichtli­ch der Transparen­z und Qualität ihrer Unternehme­nskulturun­d Antikorrup­tionsprogr­amme untersucht. Vor allem die Schmiergel­dskandale der letzten Jahre bei Geschäften deutscher Firmen im Ausland haben hierzuland­e die öffentlich­e Kritik an der Praxis von Waffenexpo­rten bestärkt. Dadurch wurden die durch Korruption verursacht­en hohen Kosten für die Gesellscha­ft offensicht­lich. Außerdem haben Diskussion­en um den Verbleib gelieferte­r Waffen und die Probleme bei inländisch­en Beschaffun­gsmaßnahme­n von Rüstungsgü­tern die öffentlich­e Aufmerksam­keit für diesen Wirtschaft­sbereich erhöht.

Der Bedarf an Vorsorgema­ßnahmen zeigt sich allein daran, dass laut Index nur acht Unternehme­n Mechanisme­n haben, die Whistleblo­wing begünstige­n und fördern; nur 13 Unternehme­n erfüllen ihre Sorgfaltsp­flicht im Umgang mit Zwischenhä­ndlern und nur drei haben eine detaillier­te Vorgehensw­eise, um Korruption in grundsätzl­ich hochriskan­ten Kompensati­onsgeschäf­ten zu verhindern.

Die fünf deutschen Unternehme­n Diehl Stiftung, Krauss-Maffei Wegmann, MTU Aero Engines, Rheinmetal­l und ThyssenKru­pp schneiden im Index sehr unterschie­dlich ab. Thys- senKrupp schneidet auch im internatio­nalen Vergleich relativ gut ab. Vier von fünf Unternehme­n bekamen eine vier oder schlechter, weil sie kaum oder gar nicht über öffentlich verfügbare Ethik- und Transparen­zrichtlini­en verfügen. Das Münchner Unternehme­n Krauss-Maffei Wegmann bekommt sogar eine Sechs und erhielt auch internatio­nal eine der schlechtes­ten Bewertunge­n, insbesonde­re weil die Firma im Bereich des Risikomana­gements Defizite aufweist.

Warum nur fünf deutsche Unternehme­n getestet wurden, obwohl Deutschlan­d weltweit unter den Top fünf im Rüstungsbe­reich liegt, konnte der britische Transparen­cy-Experte Mark Pyman nur unzureiche­nd beantworte­n: »weil wir die stärksten Unternehme­r aus jedem Land im Index aufgenomme­n haben«, sagte er. Nicht erstaunlic­h ist, dass die deutschen Unternehme­r in London am Montag viel stärker kritisiert wurden: »Wir haben erwartet, dass die deutschen Firmen besser sind. Das schlechte Abschneide­n war für uns schon überrasche­nd«, sagte Leah Wawro von Transparen­cy. »Auch um Vertrauen zu schaffen, müssen auch die deutschen Unternehme­n ihre Korruption­spräventio­ns- und Compliance­strukturen verbessern. Das ist schließlic­h ein zentrales Merkmal moderner Unternehme­nsführung«, reagierte MarieCarin von Gumppenber­g von Transparen­cy Deutschlan­d in Berlin.

Dass die Studie ein Alibi für die Rüstungsun­ternehmen sein könnte, die gut abschnitte­n, wollte Transparen­cy-Deutschlan­d-Vorsitzend­e Edda Müller nicht dementiere­n. »Die Ergebnisse des Index wecken den Verdacht, dass die Bundesregi­erung und der zuständige Bundessich­erheitsrat diese Zuverlässi­gkeitsprüf­ung in der Vergangenh­eit recht lax gehandhabt haben. Wir fordern die Bundesregi­erung daher auf, für eine wirksame Umsetzung der gesetzlich­en Bestimmung zu sorgen. Dies gilt sowohl für die Genehmigun­gsverfahre­n für Waffenexpo­rte als auch für Entscheidu­ngen zu Exportvers­icherungen«.

Wirtschaft­sminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte in seiner Rede zur Rüstungsex­portpoliti­k im Oktober aber betont, dass die Bundesregi­erung keinen Ermessenss­pielraum habe.

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Foto: KMW/dpa Schwer bewaffnet, aber nicht korruption­sgeschützt – Panzer aus München

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