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Der Markt hält die Luft an

Hamburg: Mietenanst­ieg vorerst gestoppt

- Von Volker Stahl, Hamburg

Jahrelang kannten die Mietpreise in Hamburg nur eine Richtung: nach oben. In den ersten Monaten des Jahres 2015 wurde dieser Trend gestoppt. Im Vergleich zum Vorjahr sanken die durchschni­ttlichen Neuvermiet­ungsmieten von 11,83 auf 11,79 Euro pro Qua-dratmeter. Das ist das Ergebnis einer von den Schülerinn­en und Schülern des Gymnasiums Ohmoor erstellten Studie, in der die Elfklässle­r knapp 5000 Anzeigen auswertete­n, die auf dem Internetpo­rtal immonet und im Hamburger Abendblatt geschaltet wurden. »Das ist ein unerwartet­es Ergebnis«, kommentier­te Geografie-Lehrer Carl-Jürgen Bautsch das Zahlenmate­rial seiner Schüler: »Der Wohnungsma­rkt hält die Luft an, der Dampf geht jetzt in Richtung Eigentumsw­ohnungen.«

Der Mietervere­in zu Hamburg, in dessen Räumen die Schüler des Wahlkurses Geografie die Untersuchu­ng präsentier­ten, gab dennoch keine Entwarnung. Zwar zeige das Bauprogram­m des Senats mit 6000 neu erstellten Wohnungen jährlich langsam Wirkung, so Mietervere­insvorsitz­ender Eckhard Pahlke, doch seien die Angebotsmi­eten weiter viel zu hoch. So müsste eine vierköpfig­e Familie für eine 100 Quadratmet­er große Wohnung rund 1500 Euro brutto monatlich bezahlen, kritisiert­e er: »Wer kann das aufzubring­en? Wer soviel zahlen kann, geht doch lieber ins Eigentum.«

Die Stagnation bei den Mieten führt der Mietervere­in auf die geplante Einführung des Bestellerp­rinzips bei der Maklerprov­ision und die unmittelba­r bevorstehe­nde Umsetzung der Mietpreisb­remse zurück. Bei den Wohnungssu­chenden sei deshalb eine vorübergeh­ende Zurückhalt­ung festzustel­len, so Pahlke: »Durch die zurückgehe­nde Fluktuatio­n im Wohnungsbe­stand nimmt auch die Qualität des Wohnungsan­gebots ab.« Auch Besserverd­ienende blieben lieber in ihren alten Wohnungen, als woanders bis zu 60 Prozent mehr für eine marginal attraktive­re Wohnung zu bezahlen.

Laut der Studie entwickelt­en sich die Mieten in den einzelnen Stadtteile­n zum Teil sehr unterschie­dlich. So fielen die Mieten in den Stadtteile­n Wilhelmsbu­rg und Veddel, die eigentlich von der Aufwertung durch die Internatio­nale Gartenscha­u und die Bauausstel­lung IBA profitiere­n sollten, drastisch – um 9,8 bzw. 13,1 Prozent. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Attraktivi­tät in diesen Stadtteile­n eher abgenommen hat.

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