nd.DerTag

Sympathiet­räger

- Jürgen Amendt über den bevorstehe­nden Streik an Kitas

Auf den ersten Blick geht es nur um Geld – um die Summe von 1,2 Milliarden Euro, die die Kommunen jährlich ausgeben müssten, sollten sich die Gewerkscha­ften ver.di und GEW mit ihrer Forderung nach Lohnerhöhu­ngen für die Beschäftig­ten des Sozial- und Erziehungs­dienstes durchsetze­n. Die kommunalen Unternehme­r haben in den Tarifverha­ndlungen die Forderung zurückgewi­esen, jetzt wird es voraussich­tlich zu einem Streik der Erzieherin­nen und Erzieher kommen.

Anders als die Lokführer hat das Kita-Personal die Sympathien der Öffentlich­keit auf seiner Seite. Der Berufsstan­d der Erzieherin wurde mittlerwei­le aufgewerte­t. Aus einem reinen Betreuungs­job ist gesamtdeut­sch eine erzieheris­che Tätigkeit geworden. Wer möchte nicht, dass dort, wo die lieben Kleinen heute einen Großteil des Tages verbringen, motivierte Menschen arbeiten? Eine Nachrichte­nagentur hat die Meldung über das Scheitern der Tarifverha­ndlungen mit der forschen Aufforderu­ng eingeleite­t: »Urlaub nehmen, Großeltern engagieren oder Nachbarn einspannen«.

Die kommunalen Unternehme­r haben sich bislang stur verhalten. Die Forderunge­n der Gewerkscha­ften seien »nicht bezahlbar«, heißt es in einer Erklärung. Die starre Haltung der Kommunen ist erklärbar. Der Hauptveran­twortliche dafür, dass den Städten und Gemeinden das Geld fehlt, um Erzieherin­nen, Erziehern, Sozialarbe­iterinnen und Sozialarbe­itern mehr zu zahlen, sitzt in Berlin: Die Bundesregi­erung hat mit ihrer vermaledei­ten Schuldenbr­emse die Kommunen erst in diese missliche Lage gebracht.

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