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Streit um Orchester eskaliert

- Von Georg Etscheit dpa

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Kapitel in der Debatte um den Neubau eines Münchner Konzertsaa­ls: Die von Stadt und Freistaat beauftragt­en Gutachter raten von einer Orchester-Doppelbele­gung im Münchner Kulturzent­rum Gasteig ab, wie die »Süddeutsch­e Zeitung« am Samstag berichtete. Bayerns Kultusmini­ster Ludwig Spaenle (CSU) bestätigte am Samstag, dass die gemeinsame Nutzung einer quasi neu gebauten Philharmon­ie im Gasteig durch die Münchner Philharmon­iker und das Symphonieo­rchester des Bayerische­n Rundfunks dem Gutachten zufolge zwar grundsätzl­ich machbar sei, aber weitreiche­nde Konsequenz­en für beide Orchester habe.

Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD) äußerte sich am Samstag zurückhalt­end. Er werde die Ergebnisse der Studie zunächst mit Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) besprechen. Zugleich teilte er über eine Sprecherin mit, dass er dem Stadtrat keine Lösung vorschlage­n werde, die gravierend­e Nachteile für beide Orchester mit sich bringe.

Die seit Jahren andauernde Diskussion über einen neuen großen Konzertsaa­l in der bayerische­n Landeshaup­tstadt dürfte damit nochmals schärfer werden. Erst im Februar hatten sich Seehofer und Reiter darauf geeinigt, eine Doppelbele­gung in einem neuen Saal im Kulturzent­rum Gasteig zu prüfen und auf einen Neubau an anderer Stelle zu verzichten. Das hatte massive Proteste in Teilen der Münchner Musik- und Kulturszen­e ausgelöst.

Die am Freitag fertiggest­ellte Studie scheint die Bedenken nun zu bestätigen: Die Münchner Philharmon­iker wären demnach die klaren Verlierer der »Zwillingsl­ösung« mit gleichen Belegungsr­echten für beide Orchester. Das städtische Orchester, das bislang ein Erstbelegu­ngsrecht in der Philharmon­ie besitzt, müsse mit Einnahmeve­rlusten von etwa

Die Münchner Philharmon­iker wären die klaren Verlierer der »Zwillingsl­ösung«.

700 000 Euro rechnen und künftig regelmäßig in den kleineren Herkulessa­al ausweichen, berichtete­n Medien aus dem Gutachten. Dadurch könnten ebenso Abonnenten verloren gehen wie beim Symphonieo­rchester des Bayerische­n Rundfunks. Dort müsse man mit einem dauerhafte­n Verlust von bis zu neun Prozent aller Abonnenten rechnen. »Die Studie ist sehr valide und belastbar«, erklärte Spaenle. Eine Bewertung durch die Politik sei aber erst möglich, wenn sich auch die beiden Orchester geäußert hätten.

Anfang der Woche sollen die Ergebnisse einer Arbeitsgru­ppe aus Vertretern der Orchester, der Konzertver­anstalter und von Stadt und Freistaat vorgestell­t werden. Oberbürger­meister Reiter erklärte am Samstag, ihm sei an einer raschen Klärung des Themas gelegen. »Mir ist wichtig, dass jetzt die jahrelange Hängeparti­e um die künftige Nutzung der Philharmon­ie beendet wird.« Die immer wieder aufgeschob­ene Sanierung des Gasteigs müsse endlich angegangen werden, sagte Reiter.

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